Klar, das sich Euch damit nerve, dass es nunmehr ein paar wenige Tage sind bis Baby geboren werden wird. Alles rüstet sich, bereites sich mental und äußerlich vor. Ich bin gestern zum Beispiel beim Friseur gewesen. Das war gut so, ich möchte nicht haben, dass Baby einen Schock bekommt, wenn es seine Berliner Oma sieht. Ja, ich bin die Berliner Oma, was daran liegt, dass die Familie des werdenden Vaters nicht in Berlin lebt.
Das Baby wird in Berlin geboren werden. Das erste Familienmitglied, bei dem dies der Fall ist, denn der werdende Vater ist von seinem Ursprung her genauso wenig Berliner wie wir das alles sind. Wenn seine Verwandten zu Besuch sind und wir uns dann treffen, dann ist das ein richtiger Mix aus verschiedenen Dialekten und doch verstehen wir uns, weil das alles ähnlich klingt. Am Anfang als wir nach Berlin gezogen waren, da hatten all die Menschen, die wir in der ersten Zeit kennen gelernt haben, schon Probleme unsere dialektischen Spezialausdrücke zu verstehen, oder wenn der werdende Opa und ich uns mal eben in unserem Dialekt kurz ausgetauscht haben, haben wir in mehr oder weniger ratlose Gesichter geschaut. Baby wird aus mehrsprachig aufwachsen: Berliner-Deutsch, Bayern-Deutsch und Pfalz-Deutsch. Allerdings spricht die werdende Mama keinen Dialekt mehr und das ist gut so. In meinem Heimatdialekt, da gibt es einen richtigen Straßenjargon, den ich selbst ganz grausam finde und wo ich immer versucht habe, dass meine Kinder so nicht sprechen, zumindest zu Hause nicht. Wie sie im Kindergarten, in der schule gesprochen haben, das konnte ich nicht beeinflussen, wohl aber das, was zu Hause gesprochen wurde. Sprache ist unglaublich wichtig. Sie kann lieben und streicheln, sie kann aber auch schmerzen und vernichten. Sprache kommt manchmal falsch an und wenn Mimik und Gestik dies unterstreicht, dann kann das ordentlich schmerzen. Dann hilft nur noch zu sagen ‚sorry, das habe ich so nicht gemeint, tut mir leid‘. Sprache kann tröstend sein, Liebe geben, aber auch das Gegenteil davon. Geschrieben Sprache hat die gleiche Eigenschaft wie die gesprochenen Worte. Einzig man sieht nicht die Mimik, die Gestik, die hinter einem Artikel stehen. Manchmal schreibe ich einen Artikel, da grinse ich die ganze Zeit still vor mich hin, dann wieder schreibe Artikel, da passiert es dann auch, dass mit Tränen laufen, was aber nur damit zu tun hat, dass ich ein sentimentales Haus nah am Wasser gebaut habe. Nun Baby wird seine Sprache lernen und es wird Spaß machen das zu beobachten. Das erste Wort wird Mama oder Papa sein und ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden dann vor ihrem Kind stehen und es nochmals hören wollen, weil jeder behaupten wird es hat zuerst Mama oder Papa gesagt. Dann geht das los, dass Baby plappert und man erraten muss, was es meinen könnte. Wir hatten die Eierbahn, den Hoppaia, das Mm und vieles mehr.
Draußen scheint die Sonne, es ist tolles Wetter, viel zu schön um im Haus, in der Wohnung zu bleiben. Geht sorgfältig um mit Euren Worten, verwendet bei diesem tollen Wetter nur die schönen, die schmeichelnden, die lobenden, die liebenden. Lasst es Euch gut gehen.