Antiker Mädelabend

Antike Möbel sind wertvoll, stellen etwas dar, haben viel erlebt, werden immer wieder aufpoliert und sind ansonsten nicht umzubringen. Irgendwer gegenteiliger Meinung? Nein? Gut, dann schreibe ich weiter. Je älter solche Möbel werden, desto wertvoller werden sie. Ich kann auch noch mit Wein aufwarten, der muss auch erst reifen und nein, ein guter Wein wird, bei guter Behandlung, nicht zu einem Essig kippen, genauso wenig wie meine Mädels dazu neigen sauertöpfig zu sein, zu werden, oder auch nur im Ansatz daran zu denken es sein zu können.

Meine Mädels, ich bin übrigens die Jüngste in diesem erlauchten Kreis, sind mit Männern verheiratet,  die wiederum alle Mitglieder in einem Verein sind. Nein nicht was ihr denkt, keine Motorräder, keine Lederjacken und so, sondern ganz bieder und brav. Kann schon sein, dass der eine oder andere sich gerne in Lederdress auf einem Motorrad sehen würde, aber glaubt mir ihr würdet das nicht sehen wollen, wir auch nicht. Wir treffen uns ab und an, wenn, dann immer freitags, rüstig, schnucklig, ordentlich angezogen und gestylt in irgendeiner Kneipe in Berlin. Ein Häppchen essen, ein Gläschen trinken, in unserem Alter übertreibt man nicht mehr *hüstel*. Im letzten Winter hat das nicht so gut geklappt, da einige der Mädels richtig krank wurden und das noch sind, die gerade darum kämpfen dabei bleiben zu können, die jene böse Aura der Krankheit mit Macht und erfolgreich vertreiben wollen. Aber das ist nicht Thema, vergessen wir das mal, schieben das beiseite und allen Unkenrufen zum Trotze, nein wir habe nicht über Krankheit gesprochen, nicht über Kummer und Sorgen. Wenn ihr hättet Mäuschen spielen können, dabei gewesen wärt und gesehen hättet wie gut wir alle drauf waren, wie wir unseren Mädelabend genossen haben, das war absolut toll, ihr hättet Euren Spaß gehabt. Eins ergab das andere, ein Lacher folgte dem vorausgegangenen. Ich zückte, als das Essen aufgetragen war, mein Chutney, das ich gekocht habe und das ich den Mädels zum Testen mitgebracht hatte, aus der Tasche und ruckzuck war das Glas alle, weil das zu jedem Essen gepasst hat. Ich liebe Chutneys. Für ein paar Stunden haben wir den Alltag einfach vergessen, das tut unglaublich gut, das ist so was in der Art die Seele baumeln lassen, relaxen, Kraft sammeln. Waren wir alle schon tiefenentspannt als wir dort angekommen waren, so waren wir das noch mehr als wir gegangen sind. Keine war gestresst und abgenervt angekommen, nein, im Gegenteil, wir waren alle super gut drauf, hatten uns auf diesen Abend so gefreut. Ich kann Euch nur den Rat geben, macht das mal, trefft Euch mit Euren Mädels, oder mit den Jungs, oder mit den Mädels und Jungs, oder ihr Jungs trefft Euch mit euren Jungs, geht etwas essen, unterhaltet Euch und genießt das Dasein.

Es war nicht sehr spät als ich nach Hause gekommen war, aber ich war am Samstag müde, nein ich hatte keinen Kater, aber es ist schon eine kleine Herausforderung den ganzen Abend zu schnattern, quatschen, lachen und singen. Das haben wir auch gemacht ohne Punkt und Komma, selbst das Essen konnte uns nicht abhalten, weil ein immer den Mund leer hatte um eine Pointe loszuwerden. Ihr müsst das nicht glauben, aber wir haben gesungen, aber nur weil die Wirtin der Kneipe einen Klavierspieler engagiert hatte und ab und an zwei Lieder zwischen dem Backhendl und Eisbein servieren und Bier zapfen, gesungen hat. Es waren nicht diese hippen modernen Lieder, eher diese alten, antiquarischen Lieder, zu denen schon meine Eltern getanzt haben und die man Evergreens nennt. Antiquarisch edel halt. So wie wir Mädels. Vielleicht schaffen wir das vor Weihnachten noch einen nächsten Termin zu finden. Ich freue mich schon darauf, irgendwo in Berlin, in irgendeiner Kneipe, mit und ohne Klavierbegleitung und Gesang, einfach die Augen offen halten, wer weiß, vielleicht treffen wir uns dann.

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