Cannabis

Mal ohne über den Bundesgesundheitsminister zu lachen, aber geht das noch? Sollten wir kiffen wollen und hierfür Cannabis erwerben wollen, dann müssen in einen Club oder so etwas in der Art eintreten und dabei dann Name, Anschrift, Geburtsdatum und Größe der Hose, samt Bankkonto, angeben. Das soll nur deswegen geschehen um den freien Handel einzuschränken und Menschen unter 18 Jahren vom Kiffen abzuhalten.

Das Gehirn so sagt er, wächst im Gegensatz zu den Füßen bis das Alter von 25 Jahren erreicht ist und deswegen gibt es für die Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren nur 30g, während unsereins 50g pro Monat konsumieren darf, sofern seine Gedanken Gesetz werden.

Ich frage mich aber, warum soll ich meinen Namen angeben, oder in einen dieser Clubs eintreten, oder was auch immer er da installieren will? Das geht ihn gar nichts an, ob und wann ich Stoff kaufe. So wird er das illegale Verkaufen, vor allem an die Gruppe der unter 18jährigen nicht verhindern, sie werden weiterhin auf den Straßen kaufen und ich würde wahrscheinlich auch diesen Weg gehen.

Da fällt mir dann aber noch eine Frage ein: Wenn das Gehirn bis zum Alter von 25 Jahren wächst, im Alter von rund 18 Jahren doch eine gewissen Reife vorliegt, Kinder im Alter von 16 Jahren wählen können? Das hat dann doch nur einen Grund: Diese jungen Menschen sind dem gezielten Stimmenfang bestimmter Parteien schutzlos ausgeliefert und haben nur eine Funktion nämlich ein Pendant zu den eher älteren konservativen Wählern zu sein. Sie bilden also Menschenfutter dieser Parteien, die den größten Anteil des jetzigen Desasters tragen.

Summa summarum wird das Gesetz, wie das hierzulande üblich ist, ein Fehlgriff und die ganz jungen Kiffer kaufen draußen auf der Straße munter weiter, wie ich es auch tun würde, wenn ich das rauchen wollte.

„Das Licht am Ende“ von Claudia Giesdorf

"Das Licht am Ende" ist nach "Seelenschnitte" der zweite Psychothriller der Autorin Claudia Giesdorf.

Helena ist auf der Flucht vor David und zieht in das Haus der verstorbenen Johanna ein. Sie hat, um nicht gefunden zu werden ihre Identität verändert, versucht Juli aufzulösen und Zwei nicht zu sein, was ihr gelingt, fast jedenfalls, da sich Juils Zwangsneurose nicht wie ein Ring einfach abstreifen lässt. Sie zieht in das „Dunkle Haus“ auf der Lichtung, auf der drei Häuser stehen. In einem lebt Anuk, eine Frau, die der Gewalt in ihrer Beziehung entflohen ist und Salim, der von den Schuldgefühlen am Tod seiner Familie geplagt wird. Kurz nach Helenas Einzug in die „Dunkle Hütte“ wird die Ruhe der Lichtung massiv gestört. Zuerst Geschehnisse, die auf Anuks Vergangenheit deuten, dann welche, die auf Salim abzielen und dann gerät David ins Spiel vor dem Juli geflohen ist und der offensichtlich Helena gefunden hat. Wir David wird kommen, dann irgendwann und wenn niemand damit rechnet?

Zuerst die Nebenfiguren: Da ist Salim. Seine Familie starb bei einem Unfall. Er verbringt einige Wochen des Jahres in der Hütte, streift nachts durch den Wald, um den Stimmen des Waldes, denen seiner Familie, die bei einem Unfall ums Leben kommt, nahe zu sein oder um sie zu bekämpfen oder um darauf zu warten, dass sie verstummen und er frei von jeder Schuld gesprochen ist.  Seine Sanftheit, sein Dasein erobert Helenas Herz und verlässt trotzdem die Lichtung.

Da ist Anuk. Wäre das „Das Licht am Ende“ ein Film und wäre dieser für Oskars eingereicht, Anuk bekäme einen Oskar als beste Nebenrolle, als das Non Plus Ultra der Nebenfiguren schlechthin. Sie ist unglaublich gut beschrieben, hat dabei eine starke Präsenz, und bleibt doch eine Nebenfigur. Claudia Giesdorf schafft in ihren Werken es immer, egal, ob Liebesroman oder Psychothriller ihre Nebenfiguren brillieren zu lassen, ohne sie in den Raum ihrer Protagonisten eindringen zu lassen. Ein weiteres Beispiel: Meine persönliche Lieblingsnebenfigur „Birte“ aus „Irgendwas mit Liebe“, den sie unter dem Pseudonym Jana Herbst geschrieben hat. Beide, Birte wie Anuk sind schräg, aber liebenswert. Die Beschreibungen von Anuk, ihr Aussehen, ihr Handeln, ihre schräge, aber irgendwie doch normalen Lebensart sind einfach herrlich. Auch hier einmal mehr eine brillante Wortwahl vor allem dort, wo Anuks Zopf alles tut oder nichts, sind einfach göttlich.

Die Protagonistin Helena: Ich habe ein etwas gestörtes Verhältnis zu ihr und schwanke zwischen Mitleid und Verständnis. Ich habe mich gefragt, wie Helena an die Hütte der Johanna gekommen ist, welches Verhältnis sie zu ihr hat, vor allem, da sie die Gegenwart der Toten zu spüren scheint. Was einen guten Thriller ausmacht ist auch die Vergangenheit. So auch hier, er erzählt sie aber immer so, dass der Leser sofort weiß, dass die Autorin die Gegenwart verlassen hat. Egal, ob gerade das Leben von „Zwei“ oder „Juli“ erzählt wird, man ist jederzeit orientiert, muss nicht darüber nachdenken, wo man gerade ist. Die tiefsten Gründe der Seele eines Menschen bestimmen die Qualität eines Psychothrillers und die ist hier absolut gegeben. Die Geschichte der „Zwei“, die ihrer Kindheit löst Wut aus, löst Fragen aus, was eine moderne Gesellschaft zulässt. Sie lässt viel zu, zu viel, weil sie blind ist. Blind für das, was in abgeschotteter Gemeinschaft geschieht. Egal wo auch immer, ob hierzulande oder in fernen Ländern, die Gesellschaft schaut immer nur zu, nein, eher sie schaut weg. Ich spüre Wut beim Lesen, die sich kaum beherrschen lässt, weil ich weiß, dass hinter verschlossenen Türen oftmals das Grauen lebt. Auch hier, die Worte mit denen die Autorin ihren Lesern das Schicksal der „Zwei“ und „Juli“ erzählt, hält sie in diesen Mauern gefangen, führt sie hinunter auf den Grund dessen, wozu Menschen fähig sind und entlässt sie in dem Wissen, verletzte Seelen zurückzulassen, wenn sie gehen.  Die Wut nimmt der Leser mit und am Ende erst, wenn der ureigenste Wunsch des Menschen erfüllt ist, ebbt sie ab.

Überhaupt ist Claudia Giesdorf eine Meisterin des Wortes, wie es kaum ein Autor, eine Autorin aus dem Genre „Psychothriller“ beherrscht. Ihr Repertoire an Worte ist unerschöpflich, sucht seinesgleichen. Sie setzt sie geschickt ein und verstärkt so das Erzähltempo ihres Werkes: manchmal atemlos und dann wieder fast beruhigend, wenn ihr Nebenfiguren ins Spiel kommen. Der Wind, der über die Lichtung fegt, der pfeift nicht einfach durch den Wald, er schmatzt oder fließt durch Ritzen der Hütten und trägt die Leser mit ihm in die Geschichte hinein, setzt sie mitten im Geschehen ab. Irgendwann jedoch ebbt er ab und leitet das Ende der Geschichte ein. David kommt, Ende der Geschichte? Nein, ist es nicht. Das Ende der Psychothriller von Claudia Giesdorf ist niemals dort, wo der Leser/die Leserin denkt, das ist es nun: Fall geklärt und gut ist. Nein, an diesem Punkt erst macht sie weiter und entlässt erst dann aus der Story, wenn sie es bestimmt, nicht wann es erwartet wird. Das Ende ist phänomenal und unerwartet.

Ich verschweige an dieser Stelle nicht, dass ich Claudia Giesdorfs Mutter bin, so habe ich es nicht blind in mütterlicher Liebe gelesen, sondern mit sehr kritischen Augen. Ich habe für mich eine Unebenheit in der Geschichte gefunden, aber welcher Autor schafft es, dass ihm das nicht passiert? Dafür hat er Testleser, die das bemerken sollten und da sie es nicht bemerkt haben, gibt es für mich keinen Grund, hier darauf näher einzugehen, vielleicht ist ja gar nicht so wichtig. Letztendlich ändert es auch nichts daran, dass der Autorin ein Werk gelungen ist, das einfach brillant ist: Schlüssigkeit,  Wissen um das menschliche Tun und Handelns, sehr große Belesenheit, Wortwahl und unendlicher Wortschatz, Spannungsaufbau und Erholungsphasen, die sie dem Leser gestattet. Besser kann man nicht schreiben. Sie spielt mit den Emotionen ihrer Leser, bestimmt ob er Wut oder Mitleid empfinden darf, ob er mit dem Wind fliegen darf, ob er von ihm getragen wird, oder ob er von ihm einfach fallen gelassen wird. Nur dem Wind erlaubt sie die Leser und Leserinnen in den Thriller hineinzutragen und am Ende ist es die Windstille, die aus ihrem Thriller entlassen darf. Ich bin sehr stolz auf meine Tochter.

Die Todesküsserin

Vorab: Ich gebe grundsätzlich jedem Werk 5 Sterne und bewerte es dann im dazu gehörigen Text. Ich mag die Vergabe von Sternen nicht, da ihr Missbrauch Kollegenschelte oder Kollegenförderung allseits bekannt ist. Das ist nicht mein Ding. Bücher, die ich nicht zu Ende gelesen habe, rezensiere ich nicht. Ich beschreibe das, was ich beim Lesen empfunden und gedacht habe, das ist ausschließlich meine Meinung. Gekauft habe ich dieses Werk, weil ich gesehen, dass das zweite Werk der Autorin gerade erschienen ist.

Die Todesküsserin  von Sandy Mercier

Die Kommissarin Tanja Müller und ihr Kollege John stehen vor der Aufgabe, einen Mord aufklären zu müssen. Tanja, die gerade im Tal einer tiefen Beziehungsdepression wandelt, wird aus diesem in den Dienst gerufen, da sich ihre Kollegin krankgemeldet hat. Der Ermordete war ein grausamer Mann, der seine Kinder gequält und psychisch sowie physisch verletzt hat. Er wurde vor seinem Tod gequält wie er seine Kinder gequält hat, auf seiner Stirn prangt ein roter Kussmund. Mitten in die Ermittlungen hinein geschieht ein zweiter Mord nach dem gleichen Prinzip, aus den scheinbar gleichen Grund.

Tanjas Freundin Emma gerät unter Verdacht, da der zweite Getötete ihr Vater ist.

Ich lese auf einem Reader und nach etwa 12 oder 13% Lesezeit war für mich klar, wer die Täterin ist. Das ist etwas, das ich nicht sehr schätze, vielmehr Spaß macht es doch, unterschiedlichen Handlungssträngen folgen und dabei spekulieren zu können, welcher am Ende zu dem Täter hinführen wird. Etwas Zweifel und Verwirrung wäre schön gewesen. Möglich, dass die Autorin den Effekt, dass ihre Leser frühzeitig die Täterin ausmachen können, so gewollt hat. Manchmal kann das ein Buch sehr reizvoll machen.

Polizisten sind Menschen wie wir, und ich meine das ist ein verflixt schwerer Job, den sie haben. Ich möchte ihn nicht haben. Hier kommen sie schelcht weg. Tanja ist für mein Bild von Ermittlern problematisch, weil sie mit ihrem Alltagsleben nicht klarkommt. Aber nicht nur in Augenblicken zwischen den Ermittlungen, nein sie trägt das mit in den Dienst und auch wieder hinaus. Ist das typisch für Frauen? Ich habe meinen Töchtern früher immer gesagt, wenn ihr um einen Kerl weint, dann vergesst darüber hinaus nicht zu lernen, Eure Arbeit zu machen. Wohlbemerkt, ihr Lover ist verheiratet, hat zwei Kinder, das dritte ist unterwegs. Ihr Liebeskummer hat gegenüber der Handlung einen Overflow. Das war für mich ein wenig zu viel des Guten und tief in meinem Innern hätte ich die gute Frau gerne geschüttelt und gerufen „Mensch, wach endlich auf!“. Leider kann ich nicht sehen, ob das Werk lektoriert worden ist.

Die Geschichte, die Idee ist gut, der Hintergrund zu den Taten auch, aber ich finde Krimis/Thriller interessanter, die den Mörder oder die Mörderin wohl kurz eingeführt, dann aber aus dem Fokus des Lesers, der Leserin verschwindet, um am Ende, aus einem anderen Handlungsstrang dann der Täter zu sein.

Sandy Mercier ist ein netter Kriminalroman gelungen, der sich leicht lesen lässt, der Unterhaltung bietet und ein wenig an Spannung verliert, weil man viel zu früh weiß, wer die Taten begangen hat. Trotzdem empfehle ich den Kriminalroman und ich denke, dass ich auch das gerade erschienene zweite Werk der Autorin lesen werde.