Familie hat schon was und ich bin ein absoluter Familienmensch. Gelegentlich, das gebe ich gerne zu kann zu viel Familie auf einem Haufen auch sehr anstrengend sein, vor allem dann, wenn man zum Beispiel ein Familienfest hat und die angereiste Familie im Ablauf auch noch zu berücksichtigen ist. So eine Familie habe ich nicht, meine ist wenn sie in Berlin ist nur stundenweise mit uns zusammen und eine Familienfeier hatten wir auch nicht, aber Familie ist in der Stadt und mit der waren wir gestern Abend bei meinem Lieblingsitaliener.
Es gibt nur noch wenig Familie, die wir haben. Ich meine die Altvorderenfamilie, nicht die Nachkommen, die haben eine andere Qualität, als die ältere Generation. Was ich meine, das sind so die Tanten und Onkels, Cousin und Cousinen, die Mensch meist hat. Ober anders ausgedrückt, gelegentlich gibt es noch die Nichten und Neffen und meine Mutter hat eine Nichte, die logischerweise wiederum meine Cousine ist und um es ganz kompliziert zu machen, deren Sohn lebt in Berlin und so geschieht es, dass wir uns heute häufiger sehen als früher. Witzig, oder? Tante und Onkels habe ich schon lange nicht mehr. Gestern nun war sie, meine Cousine, in der Stadt und daraus entstand dann ein halbes Familientreffen, sie hat noch eine Nachlage auf ihren Geburtstag gegeben, ziemlich spontan. Beim Italiener. Leider konnten nicht alle dabei sein, aber so ist das nun mal, das klappt eben nicht immer. Aber es war sehr nett, ich habe eine Menge gelernt, ja auch das bringt so ein Abend gelegentlich mit sich.
Es war nicht sehr spät geworden, weil meine Ma nun auch nicht mehr die Jüngste ist und dann irgendwann ihre Kondition schlagartig nachlässt. Ja, so ist das, wenn man älter wird. Man weiß ja selbst nie wie man mal in dem Alter, in dem meine Ma ist, sein wird. Überhaupt finde ich, dass man sich immer und in jedem Alter weiterentwickelt, nicht immer zum Vorteil, zugegeben, auch das kann passieren. Das geht vorbei, irgendwann passt das wieder. Eins aber weiß ich ganz gewiss: Mit zunehmendem Alter wird man mehr und mehr gelassener. Oder geht Euch das nicht auch so? Es ist wie es ist und so wie es ist, wird es schon seinen Sinn haben und gut sein, auch wenn du selbst ihn nicht immer nachvollziehen kannst, allerdings, wenn du dann das gesamte Bild dann betrachtest, bestätigt es meist dein Gefühl, das du längst schon hattest. Oder ist das etwa nicht so? Ich hatte das früher immer bei meinen Eltern bewundert, die haben sich von Zeit zu Zeit über ihre Freunde wahnsinnig geärgert, sind aber dennoch mit ihnen ganz normal weiter zusammen gekommen und wenn man sie gefragt hat, wieso sie sich das antun, dann haben sie gesagt, dass sie ja nicht wissen, ob sie morgen noch sind und so reichlich sind Freunde trotz der Ärgernisse mit zunehmendem Alter nicht mehr gesät und wenn in der Zeit, in der man schmollt einem dieser Menschen etwas passieren würde, was in dem Alter theoretisch möglich ist, dann würden sie das in der Tat bereuen. Schon ein Argument, oder? Weil die Zeit knapp eines Lebens knapp ist. So weit wäre ich dann aber doch noch nicht. Ich habe eine Freundin, oder besser hatte eine, da habe ich mich aus der Freundschaft zurückgezogen, verabschiedet. Nicht plötzlich, nein, das nicht, das war eine Entwicklung und das deutete sich schlichtweg an. Na ja, ich hatte es dann nach über einem Jahr noch mal probiert und es geht trotzdem nicht mehr, da gehe ich dann lieber, ziehe mich zurück. Ich melde mich bei ihr nicht, umgekehrt meldet sie sich ab und an mal, aber nur dann, wenn es ihr nicht gut geht und sie einen Rat braucht. Den kann sie haben, kein Problem, aber das war es dann auch. Wir hatten tolle Zeiten, aber die sind einfach vorbei. Gedanken hatte ich mir schon darüber gemacht, natürlich tut man das, weil da auch ein wenig Wehmut dabei war. Heute denke ich da nur noch an die tolle Zeit, die wir gemeinsam hatten. Sie hat sich verändert, ich habe mich verändert und somit gibt es diesen gemeinsamen Weg nicht mehr. Wenn ein Notfall eintritt, egal welcher, dann wäre ich durchaus für sie da, dazu war diese gemeinsame Zeit zu toll es nicht zu tun.
Meine Ma sagt immer, ich hätte die unglaubliche Gelassenheit meines Vaters geerbt. Ich weiß nicht ob man so was erben kann. Aber er war so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen, klar es gibt immer Situationen, die nagen an einem, aber der Punkt ist, das man sich irgendwann an Situationen auch gewöhnt. So war das bei meinem Vater schon. Es gab wohl eins, über das er nie weggekommen war, das war der Tod meines Bruders. Aber das kann ich so gut verstehen. Wenn ich nicht wer dann? Vielleicht ist diese innere Ruhe in mir doch ein Teil von ihm. Sie ist da auch heute noch ganz anders, kann sich gelegentlich über kleinere, tägliche Ereignisse unglaublich aufregen.
Mein Gott, heute bin ich von einem ins andere gekommen und warum? Weil Verwandtschaft in der Stadt ist und wir von Zeit zu Zeit dann auch nette Stunden miteinander verbringen. Das ist immer schön, man quatscht auch über vergangene Ereignisse, irgendwie schon witzig und vor allem war das Essen wieder der Hit gestern, allein die Vorspeise, der Hammer. Ich könnte das heute gleich noch mal essen wollen, aber nein, ich habe eine Menge zu tun, möchte endlich mal wieder schreiben, muss einige Mails dringend beantworten, habe einige Telefonate und und und, wie das halt so ist, wenn man ständig unterwegs war, da bleibt eine Menge liegen. Das Wetter ist auch nicht so pfiffig um sich draußen aufzuhalten. Also alles im Lot, alles gut.