Handy

Früher war alles anders. Stimmt. Ist so, das weiß jedes Kind, hören mag es das nicht. Als ich ein Kind war, da hatten Haushalte noch keine Telefone. Unglaublich, oder? Das kann man sich nicht vorstellen. Wie haben die Menschen damals kommuniziert? Per Post würde ich sagen und viele sind aus ihrem Viertel gar nicht heraus gekommen, kannten dafür alle ihre Nachbarn und haben auf der Straße stehend gequatscht. Die Babys heute werden dagegen fast schon mit einem i-phone 4S von Apple in der kleinen Babyhand geboren. Das klingt heute böse? Nein, das ist es nicht. Meine Kinder hatten früh Handys und noch bevor es preisgünstige Handys gab, hatten sie Pager.

Das hat mit der Urangst einer Mutter zu tun, nicht zu wissen wo ihr Kind ist. Und nein, das hat nichts mit Kontrollzwang, Überwachung oder Misstrauen zu tun. Das ist halt so. Ich wollte schon wissen, wo meine Kinder sich mit wem rumtreiben. Rumtreiben nicht negativ belegt, ich kann auch abhängen schreiben, oder wie nennt man das heute? Abchillen? Etwas, das ich überhaupt nicht mochte, war zu wissen die Schule ist aus, in einer halben Stunde sollte das Kind zu Hause sein und es wurde nicht eine halbe, sondern eine Stunde. Das hat mich an den Rand des Wahnsinns getrieben. Zum Glück waren meine Kinder sehr zuverlässig und es hat hier nur kleinere Störungen gegeben. Kinder und Handys? Ja jeder Zeit und bedingungslos.

Ich kann es nicht leiden, wenn ich mal mit dem Bus fahre und wer auch immer sich per Handy so laut austauscht, dass man danach sämtliche Stellungen beim Sex kennt oder wer mit wem in der Kiste war, oder dass man gerade wegen der Kinder einen Sorgerechtsstreit mit seinem Ex hat oder dass man pleite ist, weil der Macker wieder nicht geblecht hat. Einerseits interessiert das niemand, andererseits hören ausnahmslos alle zu, auch jene, die zuvor in einer Unterhaltung vertieft gewesen waren, oder die in einem Buch vertieft waren. Ich höre dann auch zu, was will ich anderes machen, wenn die Lautstärke so penetrant ist. Ich finde es auch unmöglich, wenn junge Frauen, die telefonierend gemeinsam eine Eisdiele betreten, sich gemeinsam an einen Tisch setzen, dabei weiter telefonieren, dies dann noch tun, wenn die Bedienung auf die Bestellung wartet und dann munter weiter ins Handy quatschen, wenn sie längst ihr Eis schon vor sich stehen haben. Halte ich für bescheuert. Sie vergeuden Zeit für die andere, die sichtbare Kommunikation, die Gestik und Mimik hat, die Emotionen hat. Aber gut, sollen sie machen was sie wollen.

Manchmal dienen Handys dazu auch die Mutter zu kontrollieren. Gelegentlich erwischen mich meine Töchter, dass ich ohne Nachricht wo ich bin, einfach mal raus gehe. Dann meldet sich mein Handy und sie fragen per SMS wo ich sei. Das ist gut, das ist in Ordnung. Wenn ich das Recht habe das zu tun, dann haben sie es auch. Wenn ich verlange, dass sie sagen wohin sie gehen, dann können sie das von mir auch verlangen. Handys sind einfach ein Segen. Ich bin mir sicher, dass mein Enkelkind auch eins haben wird, sehr früh, ganz sicher. Seine Mama soll wissen wo es ist.

Lasst es Euch gut gehen, genießt den Tag, es soll schön draußen werden.

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6 Gedanken zu „Handy

  1. Ich kann Dir da nur Recht geben. Mein Zwerg hat auch, als sie auf die höhere Schule gewechselt ist, ein Handy bekommen, damit sie mich im Fall der Fälle anrufen kann. Falls ein Bus ausfällt oder sie nochmal mit zu 'ner Freundin geht etc.

    Ich hasse es, wenn man gezwungen wird, an den Gesprächen anderer teilzuhaben, obwohl einem nichts mehr zuwider ist. Mich interessiert es nicht, wer mit wem und wo und vor allen Dingen, warum! Ich kann's mir dann und wann ein giftiges "Schönen Gruß" im Vorbeigehen nicht verkneifen. Auch in Restaurants oder Cafés empfinde ich Handys als Frechheit. Wenn ich ohne meinen Zwerg weggehe, dann stelle ich das Handy auf Vibration und verlasse den Raum, wenn sie tatsächlich anruft. Aus Rücksicht auf andere. Das erwarte ich allerdings auch von den Anderen.

    • Danke für Deinen Besuch bei mir.
      Ich habe die Geschichte mit den beiden jungen Frauen wirklich erlebt. Das war nicht schön. In Restaurants mag ich es auch nicht und stelle meins auch auf vibrieren und gehe raus, wenn wirklich ein Gespräch kommt. Über diese Busgeschichten könnte man fast ein Buch schreiben. Ich nehme im Bus gar kein Gespräch an. Das drücke ich weg, wenn ich vergessen habe auf vibrieren zu stellen.
      Manche brauchen es einfach auf diesem Weg wahr genommen zu werden.

  2. Ich kann Dir nur aus vollem Herzen zustimmen. Mein Sohn hatte auch schon ganz früh ein Handy, er ist mit 10 Jahren mit dem Zug von Hockenheim nach Mannheim ins Eisstadion gefahren, und musste mich immer anrufen, wenn er angekommen war.

    Ganz toll finde ich auch, wenn man gemütlich im Restaurant sitzt und sein Essen genießen möchte und am Nachbartisch klingelt es laut und fordernd. Und der liebe Tischnachbar sich dann ganz laut mitteilen muss, gräßlich!!!

  3. Ich mag es auch nicht, wenn Menschen in der Öffentlichkeit andere zwangsweise an ihren Gesprächen teilhaben lassen. Ganz schlimm sind da Geschäftsleute am Flughafen, die der Umwelt wissen lassen wollen, wie wichtig sie doch sind. Mein Handy feiert demnächst seinen 9 jährigen Geburtstag udn ich verwende es nur selten 😉

    • Nicht gerade leiser, manchmal zwangsweise, sind die Manager in der Eisenbahn. Das ist mit Garantie, dass man da jedes Wort versteht ;-). Mein absolutes Lieblingshandy ist und bleibt mein Pebl, leider ging das von heute auf morgen nicht mehr, einfach so, und nein, der Akku war es nicht. Auf die Idee ein Touchpad-Hany zu kaufen ist der werdende Opa gekommen, nicht ich. Ich muss schon ab und zu eine Erreichbarkeit haben, nicht wegen irgendeines Business, sondern aus rein familiären Gründen und hier nicht, weil meine Kinder nicht wissen wie sie was kochen, denn dazu brauchen sie mich absolut nicht.
      In einigen Restaurants sind Handys nicht erwünscht, was vollkommen o.k. ist.

      • Diese Smartphones lächeln mich auch schon an. Mein Handyvertrag läuft diesen Monat aus und ich werde mir mal Gedanken machen um Sinn und Nutzen der diversen Angebote.

        Schöne Grüße, Raoul

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