„Harter Schnitt“ von Karin Slaughter

„Harter Schnitt“ von Karin Slaughter, das dritte Buch aus der Georgia Serie ist bereits 2013 erschienen. Etwas älter schon, aber trotzdem wert zu lesen. Gleich vorweg, was mir bei allen Büchern, die ich während der letzten Wochen gelesen habe, auffällt: Es gibt kein Buch, das frei von Rechtschreibfehlern oder Tippfehlern oder auch Fehlern in der Begriffswahl ist und im Falle der Übersetzungen von diesem Buch, aber auch von dem von Karen Rose ist, dass Verlage das einfach nicht beachten. Ein Beispiel ist der Unterschied zwischen einer Trage und einer Bahre. Auf der Trage lebt man noch, auf der Bahre ist man schlicht und ergreifend tot, auch wenn das Gerät das gleiche ist. Ich meine es ist schon deutlich ein Unterschied ob man lebt oder tot ist. Lektoren müssen solche Unterschiede kennen, das darf man verlangen. Auch gibt es in diesem Buch eine Wortschöpfung, die in keinem Duden und auch sonst nirgendwo im Internet zu finden ist. Komischerweise werden Rechtschreibfehler bei Selfpublishern immer bemängelt, was häufig dann auch schon mal einen oder zwei Sterne bei Amazon kostet, bei Verlagen geschieht das eher selten.


Die Autorin Karin Slaughter ist eine der erfolgreichsten Thrillerautorinnen, die es gibt. Sie kann mit ihren Worten unglaubliche Spannung erzeugen, zieht ihre Lesen in ihren Stoffhinein, lässt sie Zeuge werden, um sie dann wiederum der Täuschung zu überführen. Bei diesem Thriller steigt sie sofort, ohne Wenn und Aber, in die Handlung ein und lässt Faith in die Katastrophe zu Hause unbedarft fahren. Bei jedem Thriller, bei jedem Buch, das wir lesen dürfen wir nie vergessen, dass alles fiktiv ist, dass es der Phantasie des Schreibers, der Schreiberin obliegt, wie tief der Leser in dem ganzen Schlamassel landet. Faith findet ihre kleine Tochter, die noch ein Baby ist, in der Garage eingeschlossen, im Wandschranke einen Toten, erschießt zwei Männer, aber von ihrer Mutter, der das Haus gehört, fehlt jede Spur.
Ich habe gerade geschrieben, dass es der Phantasie des Autors/der Autorin obliegt den Leser in welchen Schlamassel auch immer mitzunehmen. In diesem Buch landen wir sehr tief drin, bis hin zur Todeszelle, in einem anderen Gefängnis vor der Einzelzelle eines Verrückten und in dem Filz korrupter Drogenfahnder, die alle samt und sonders hinter Gittern waren oder noch sind. Und mitten drin im Geschehen ermitteln Will Trent, der Partner von Faith Mitchell, die bis zur Aufklärung suspendiert wurde. Die Autorin zeigt uns den Drogensumpf auf, nimmt uns mit in einen Bandenkrieg, für den mir ein wenig die Logik gefehlt hat, aber ich meine die Autorin darf das so. Nicht immer muss dort Logik sein, wo ist sie erwarte und Bandenkriege haben wohl ohnehin ihre eigenen Gesetze und man muss sie auch nicht verstehen können.
Ihren Beschreibungen um die an Diabetes erkrankte GBI-Beamtin Faith Mitchell sind so gut, dass sie entweder jemanden kennt, der daran erkrankt ist oder sie wird gut beraten. Die aufgetretene Symptomatik bei der Beamtin, nachdem sie ihre Mutter gesucht und die beiden Männer erschossen hat, habe ich schon so bei einer Freundin erlebt, was sogar so weit gegangen war, dass ihrem, von ihr getrennt lebenden Mann die Betreuung übertragen wurde, weil sie aus diesem verwirrten Zustand einfach nicht herausgekommen war. Zumindest nicht schnell genug, um zu verhindern, dass ein Familienrichter nicht nach Recht und Ordnung gerichtet hat.
Da Faith suspendiert ist, übernimmt die Ermittlung ihr Partner Will Trent. Etwas, das mir in der Übersetzung absolut nicht gefällt und was ich auch nicht abnehme, dass das amerikanische „you“ mit „Sie“ übersetzt wurde und dass die beiden so förmlich sind. An will Trents Seite agiert seine Chefin Amanda Wagner, eine im Grunde sehr skurrile Gestalt: eisenhart und sehr undurchsichtig. Sie und Faith‘ Mutter Evelyn sind miteinander befreundet waren gemeinsam auf der Akademie, haben gemeinsam dafür gekämpft, dass in Atlanta auch Frauen bei der Polizei Karriere machen können. Während Evelyn nach einem Unterschlagungsskandal in ihrer Abteilung in den Ruhestand geht, ist ihre Freundin weiterhin beim GBI in der Abteilung, die gegen die Drogenfahnder ermittelt und sie ins Gefängnis gebracht hat. Ein harter Kampf beginnt, in dem Amanda unzählige „alte“ Quellen anzapft oder einsetzt um Evelyns Leben zu retten.

 

Karin Slaughter schreibt unglaublich spannend, so dass es mir immer schwer gefallen ist, das Buch wegzulegen. Vor allem kennt man die Protagonisten, auch die Beteiligten, die aus einer anderen Serie in dieser gelandet sind. Das macht die Autorin sehr geschickt. Man begegnet also mehr oder weniger alten Bekannten.
Schriftstellerische Freiheit bedeutet, dass der Autor fiktiv schreiben kann, was er will. Natürlich wird die Straßenbahn nicht durch ein Türschloss passen, aber wenn er das so meint, dann ist das eben so, deswegen folge ich ihm oder ihr in ihr Werk, weil ich solche Phantasien erleben, erlesen möchte. Wenn ich all das anzweifle, dann muss ich das lassen. Es gibt für mich zwei oder drei Begebenheiten, die in Slaughters Roman für mich keinen Sinn machen, aber dann ist das meine Betrachtung, die Autorin ist da wohl anderer Meinung und das ist gut so. Auch die Auflösung des Falles ist am Ende „okay, so wollte sie das schreiben!“. Die Idee ist supergut, aber hmmm … für mich stellen sich da eine Menge Fragen, die keine Antwort finden, was aber mit der Spannung nichts zu tun hat und ich wäre auch nicht auf diese Idee, wie nah der Täter im Grunde ist, gekommen.
Ich lese Karin Slaughter sehr gerne und natürlich nimmt mich das für ihre Thriller auch ein. Trotzdem gab es auch mal ein Buch von ihr, das ich weggelegt und nicht zu Ende gelesen hatte. Dieses hier kann ich dagegen sehr empfehlen.

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