„Kranke Wut im Blut“ von Paul Rheinsfels

Vorweg möchte ich bemerken, dass es natürlich richtig schlechte Bücher gibt, keine Frage, aber viele Rezensionen auch dem Geschmack des Rezensenten unterliegen. Wenn zu Beispiel der Protagonist ich nicht anspricht, bedeutet das nicht, dass ein anderer Leser von ihm begeistert sein kann. Torben Dösel wird ein Protagonist sein, an dem sich Geister scheiden werden. Aber er und ich, wir beide werden keine wahren Freunde werden und es stört ich nicht, wenn er keine weiteren Fälle lösen muss, obwohl er das mit einer gehörigen Portion Dusel getan hat.


Für mich ist Torben Dösel der Antiheld, der letztendlich doch zum Held wird. Ob er listig ist? Wage ich zu bezweifeln. Ob er außergewöhnlich intelligent ist? Nein, nicht wirklich. Geht er über seine Möglichkeiten hinaus? Eher nicht und wenn doch, dann sind diese nicht sehr ausufernd. Dösel ist im Grunde schwer zu beschreiben, so einfach er auch in seiner Struktur ist. Um sich ein Urteil über ihn zu erlauben, muss man ihn selbst lesen, entweder mag man ihn, kann sich mit ihm sogar identifizieren, oder eben nicht.
Ich habe Torben Dösel kennen gelernt, als er seinen ersten Härtefall gelöst hat. Ich möchte das so ausdrücken: Ich bin ihm begegnet, habe aber nicht das Gefühl ihn kennen gelernt zu haben. In ganz weitem Sinn hat mich der Roman an Tom Sharp erinnert, auch, wenn der Roman meilenweit von diesem Autor entfernt geblieben ist, hat Dösel einen Hauch von dessen Protagonisten Henry, der es versteht Menschen so zu manipulieren, dass sie aus dem, was er nicht sagt, ihre Schlüsse ziehen.
Torben Dösel schreibt im Auftrag des Ordnungsamtes Strafzettel, fühlt sich aber zu Höherem geboren, träumt davon Verbrechen aufklären zu dürfen. Er wird eines Tages fristlos entlassen und landet bei einem ehemaligen Kollegen in dessen Detektei, die mehr schlecht als überhaupt geht. Dösel krempelt die Ärmel auf, denkt nach wie man die Detektei in die Gänge bringen kann und zieht alsbald seinen ersten Fall an Land und findet sich sodann mitten in einem Mordfall wieder.
Dösel ermittelt, das tut er in der Tat, hat aber bei der Auflösung des Falles mehr Glück als Können und löst ganz nebenbei einen weiteren Fall auf, der mit dem ersten zusammenhängt. Sprachlich ist bis auf einige Stellen in Ordnung, da fehlt dann, weil ein Wort fehlt der Sinn im Satz. Der in sich gute Krimi, dessen Handlungsstränge schlüssig miteinander verwoben und in der Lösung eins sind, verliert in meinen Augen durch die Figur des Dösel. Es liest sich wie eine Persiflage auf Detektive und war vom Autor vielleicht gewollt, in Dösel einen Antihelden geschaffen zu haben, der letztendlich Held ist.
Ich habe mir schwer getan den „Thriller mit Humor“ durchzustehen und immer, wenn ich daran dachte, dass ich weiter in dem Werk lesen sollte, dass ich endlich das nächste Buch lesen kann, hat mich das abgeschreckt. Ich sage nicht, dass das Werk schlecht ist, es hat mich nicht angesprochen, mich nicht an den Reader gefesselt und nicht mehr losgelassen. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied in meinen Rezensionen. Wer eine skurrile Figur finden will, der ist mit Dösel gut bedient, aber das alleine garantiert noch lange nicht einen guten Thriller mit Humor. Vielleicht liest sich ein zweiter Band mit Dösel leichter, weil die Figur bekannt ist, aber es bedarf einer Menge Überzeugungsarbeit, dass ich einen zweiten Band über Dösel lesen würde.

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