Vor rund zwanzig Jahren schon, da habe ich angemerkt, dass ich als Frau, es für mich, die reifer werdende Frau keine geeignete Zeitschrift gibt. Ich habe damals immer die „freundin“ gelesen, als sie altersgerecht war, aber irgendwann dachte ich, dass ich doch etwas „gesetzter“ werden sollte. Ich hatte damals bei der Zeitschrift „freundin“ angeklopft und gefragt, ob sie nicht mal eine Zeitung zwischen „freundin“ und Zeitungen aus der Kittelschürzenmentalität herausbringen wollten. Höflich, aber bestimmt erklärten sie, dass das keine Notwendigkeit hätte, da es keinen Bedarf dafür gäbe. Heute gibt es die „Donna“, die „freundin“ habe ich immer noch im Abo.
Zeitungen für Üs. Ü50 natürlich. Oder doch schon ab Ü40? Zugegeben ich weiß nicht, wo die Grenze zu ziehen ist. So wie man sich fühlt? Oder so wie man das erlebt, oder wie? Ich bin in meinem Herzen immer noch „freundin“, aber auf dem Papier, da bin ich eben „Donna“. Dann lese ich die ganzen Berichte von Frauen, die … . Und Ich? Was habe ich in meinem verändert, umgekrempelt? Ich habe zwei Bücher geschrieben, arbeite gerade an einem Drehbuch, arbeite es um, fummle eine Kurzgeschichte um, schreibe an einem Buch, endlich mal an einem Kriminalroman. Der ganz normale Wahnsinn. Wollte ich je ein Buch schreiben? Nein, wollte ich nicht, aber ich da dann eine Wette mit einer Freundin laufen. Also gibt es mein Buch. Aber hat das mein Leben umgekrempelt? Nein hat nur das bestätigt, was ich zuvor längst schon wusste. Aber das ist heute nicht mein Thema. Mein Thema ist, dass ich noch eine Menge Träume habe, noch einiges tun möchte.
Mal ehrlich, guckt mal in den Spiegel, würdet ihr Euch trauen zu modeln? Klar warum nicht. Wir sind doch alle wie wir sind. Allerdings käme hier nur die Donna in Frage, die Zeiten der „freundin“ sind an der Stelle längst vorbei, endgültig und ohne Reue. Nein, nein ich peile keine Model-Karriere an, aber ich fände diese Erfahrung toll. Bin ich abgefahren? Oder anders gefragt: Habt ihr keine Träume mehr? Da mal zu modeln, das ist vielleicht einer der einfachsten Träume, aber was soll ich machen? Ha, lebe Deine Träume, vielleicht sollte ich dort einfach mal anrufen und sagen: „Hey, ich, Oma Becker, will mal gerne bei Euch modeln!“. Bilder bei einem Berufsfotografen mit vorausgegangener, stundenlanger Bearbeitung durch eine Visagistin, habe ich schon vor rund zwanzig Jahren mal, aus Jux und Dollerei hinter mich gebracht. War nicht gerade billig, aber im Vergleich, was so mancher dafür abzockt gemäßigt im Preis. Wer weiß schon was da passieren wird, wenn ich dort wirklich anrufe? Ich könnte das ganz entspannt angehen, aber nicht die armen Menschen vom Magazin. Es wäre kein einfaches Los für die Menschen dort. Im Gesicht nach ungefähr acht Zentimetern Make up muss noch per PC ran und an der einen oder anderen Stelle heftig retuschieren. Aber das ist das kleinste aller Probleme. Das nächst ist größer, Leute ich habe drei Kinder und leiste dem insofern Tribut als dass mein Körper dem Gesetz der Schwerkraft folgt. Ob das natürlich zu retuschieren ist? Die Voraussetzung wäre da, immerhin bin ich ziemlich schlank und da ließen sich etwas drallere Konturen hervorragend anschmiegen. Ein wenig Sport wäre sicherlich gut, aber da gibt es den Jungen in mir, den Schweinehund, er dauernd erklärt er will nicht geschüttelt werden. Gerührt schon, aber eben nicht geschüttelt. Wenn ich im Spiegel meine Figur sehe o.k., aber wenn dann an meine Kinder denke, dann schlägt mein Herz lauter und es kribbelt in mir vor Freude. Immer noch auch wenn sie längst schon erwachsen sind. Ich glaube sie würden in Ohnmacht fallen, wenn sie die Zeitung aufblättern und ihre Mutter grinst sie an. Eine Mordsgaudi!. Kommen wir zu dem allgemeinen Problem der unnatürlich dünnen Models, die wir alle nicht mehr sehen wollen, weil wir verstanden haben, dass sie sich für unseren Schönheitswahn im Begriff sind umzubringen. Für mich wird das nicht so einfach sein Klamotten zu finden. Klar, ich trage Jeans und im Grunde mag ich es recht uni-farben, nein kein grau, aber auch keine Muster, weil ich da nicht wirklich weiß, ob oder ob nicht, und auf eine Verkäuferin, die sich bei Frage gestört fühlt ob ich das, was ich da gerade probiere tragen kann, will ich mich nicht verlassen. Beispiel Seite 38 in der Donna 6/2013 oder Seite 32, bei dem Teil fällt mir, obwohl es wirklich nicht schlecht aussieht, das Wort Pyjama ein und dann wüsste ich nicht, ob ich den Rock auf Seite 51 auch in 6/2013 angemessen repräsentieren könnten. Übrigens kann ich keine Pfunde auf den Hüften vorweisen, wie es sich für eine Frau meines Alters gehört. Auf Seite 9 gibt es dort einen blauen und einen grünen Nagellack, der Renner der Saison. Hmmm… ihr seht mich ratlos, ich meine, es ist mir inzwischen wurscht was, wer was von mir denkt, aber da gibt es dann diese innere Barriere, die fast unüberwindlich ist. Ich würde schon gerne den blauen Lack ausprobieren wie sich das macht, aber wenn ich dann auf meinen Personalausweis gucke, dann bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das dann das Mittel der Wahl ist. Kompromiss wäre der, dass ich das kurz vor meinem nächsten Frisörbesuch, bei dem gleich die Maniküre fällig ist, auftrage, das wäre dann ja nur für zwei oder drei Tage und die liebe Frau kann sich dann mit der Entfernung meiner Entgleisung beschäftigen. Na ja, ich träume dann mal weiter, davon wie das mit einem „Shooting“ wäre und ob ich blaue Fingernägel ausprobiere, weiß ich auch noch nicht.
Also doch Kittelschürzenzeitung mit den Klatschgeschichten und Kreuzworträtseln? Nein, da meine ich, gehöre ich nicht hin. Das fühlt sich im Augenblick an wie die Pubertät nach der Menopause: Nicht Baum, nicht Borke, nicht Fisch, nicht Fleisch. Wie ist das bei Euch? Passt Eure Figur in die Klamotten, die ihr haben wollt, oder ist Euch das egal, weil ihr anzieht was Euch gefällt. Seid ihr mit Euren Zeitungen zufrieden? Oder hättet ihr gerne mehr von dem, weniger von anderem? Werfen wir noch einen kurzen Blick zu den Männern. Nein, nicht heute, das kommt dann in einem eigenen Artikel, aber ich glaube, dass die nicht besser dran sind. Ich gehe jetzt mal die „freundin“ lesen, die ich heute bekommen habe.