Wenn das eigene Kind schwanger ist, dann kommen die Erinnerungen wie das war, damals als frau selbst schwanger gewesen war. Als werdende Oma weiß man das alles noch so genau, kann sich an (fast) alles erinnern. An jedes Gramm, das man zugenommen hat und das zu viel war ebenso wie an jeden Zentimeter Bauchumfang. Nichts geht im Gedächtnis verloren, alles bleibt da, manches schönt man sich natürlich auch ein wenig. Die Geburt, egal wie anstrengend diese auch gewesen war, alles ist vergessen, wenn man den kleinen Wurm im Arm hat. Oder nicht?
Ich war schwanger und habe das nicht gleich bemerkt. Nun ja das gibt es einfach. Ich hatte hormonelle Probleme und sollte eigentlich, nach Absetzen der Pille, gar nicht schwanger werden können. Da es mir vom ersten Tag an gut gegangen war, es mir nie übel war, da ging das an mir vorbei. Aber ganz unbemerkt hätte die Schwangerschaft nie bleiben können, denn ich hatte einen Bauch, der seines gleichen gesucht hat. Schmal gebaut drückten sich meine Babys nach vorne und ich trug eine Kugel vor mir her, die einen Medizinball hätte erblassen lassen. Doch im Ernst. Kurz bevor mein erstes Baby geboren wurde, saßen der werdende Vater und ich in einer Eisdiele, draußen, es war ein wunderschöner Tag gewesen. Ich gönnte mir einen riesigen Eisbecher. Damit ich nicht so entfernt von meinem Becher war, stellte ich den auf meinem Bauch ab, wo er reichlich Platz hatte. Ich erntete von den um uns herum sitzenden Menschen nicht nur neidische Blicke sondern auch Bemerkungen, die besagten, dass es ein kleinerer Becher sicher auch getan hätte. Das störte mich nun überhaupt nicht und ich löffelte mit Genuß meinen Becher alle. Ich konnte ja nix dafür, dass ich einen solch riesigen Bauch hatte, auch dass sich meine Babys nie in das Becken senkten, wo sie eigentlich vor der Geburt hingehört hätte. Also trug ich meine Kugel vor mir her und wenn ich um die Ecke kam war das Kugel, Kugel, Kugel noch mal Kugel und dann kam ich. Wenn ich heute Fotos anschaue oder auch mal Filmaufnahmen muss ich zugeben, dass das schon heftig ausgesehen hat und mein Bauch und ich füllten jedes Umstandskleid, jede Bluse der allergrößten Größe aus. Überall schlackerte das, die Schultern hingen an den Ellbogen, meine Arme hätten gut und gern einen halben Meter länger sein können. Nur nicht am Bauch, da spannte der Stoff während er darunter in üppigen Falten fiel. Umstandshosen eine Marke für sich, denn der Strickstoff rollte an meinem Bauch entlang so dass er mehr unterhalb Unterstützung bot, denn Kleidungsstück war. Latzhosen mochte ich nie, die verbieten sich einfach von selbst, außerdem hätten sie sowieso nicht gepasst. Egal wie auch immer die letzten Wochen waren nicht die tollsten, aber meine Babys haben das alles wieder wettgemacht.
Heute tragen die jungen Frauen Kleider, die wir niemals getragen hätten, eng, den Bauch abzeichnend, T-Shirts und weiß ich was nicht noch alles. Das sieht alles nach ziemlich normaler Kleidung aus. Mir muss das nicht gefallen, ich muss es nicht tragen. Irgendwann mal in unendlich langen Jahren werden sie Bilder sehen und denken „Hoi, was ich habe ich da getragen?“ und dann sehen sie ihre eigenen Kinder, die Kinder bekommen und sie denken nicht anders als ich heute, als die Generation „werdende Oma“. Es wiederholt sich irgendwie alles.
In diesem Sinn habt heute einen guten Tag und lasst es Euch gut gehen.