Ich glaube ich habe den Klappentext nicht richtig gelesen, als ich das Buch heruntergeladen habe und dachte am Anfang, nachdem ich begonnen hatte, es zu lesen, was ist die Protagonistin doch für eine blöde Kuh. Sie wirkte auf mich eigenartig, artfremd und irgendwie krank. Die Autorin beschrieb das düstere Bild einer Frau, die weitestgehend versucht ist, sich ihre eigene Wahrheit lebbar zu machen. Ein minutiös gestalteter Stundenplan führt sie durch den Tag, Abweichungen duldet sie sich selbst gegenüber nicht. Sie lebt in einem selbst gewobenen Kokon, geht ihrem Beruf als Grundschullehrerin mit aller Leidenschaft nach, aber das ist es auch schon, was sie sich an Außenleben, neben ihren Einkäufen gönnt. Männern gegenüber ist sie immun, der Leser erfährt auch, dass sie geschieden ist, weil ihr Mann sich durch seine Karriere weit von ihr entfernt hat. Das ist Penelope.
Das düstere Bild einer einsamen Frau, die niemanden hat? Falsches Bild, sie hat eine Mutter, die sehr lebensfroh ist und die immer wieder versucht ihre Tochter zurück ins Leben zu holen. Sie hat eine Freundin, mit der sie von heute auf morgen gebrochen hat, sie hatte einen Mann, von dem sie geschieden ist, einen Lehrerkollegen, der ähnlich wie sie gestrickt ist. Alles wäre für Penelope gut weitergelaufen, wäre nicht im Dachgeschoß ein attraktiver, einige Jahre jüngerer Mann eingezogen. Und da ist auch noch „Trude“ von unten, die an einem Hirntumor erkrankt, mehr und mehr auf die Hilfe und Unterstützung Penelopes angewiesen ist.
Das alles ist Penelope genug, mehr hat sie nicht, will sie nicht, mehr braucht sie nicht, nichts darf ihren eigenen Stundenplan stören, so trotzt sie allen Bemühungen sie aus ihrer selbstgewählten Isolation heraus zu holen. Bis ungefähr an diese Stelle dachte ich, dass ich das Buch besser nicht heruntergeladen hätte, glaubte einer Zeitverschwendung erlegen zu sein. Ich gehe jetzt nicht auf die weitere Handlung ein, das würde zu viel verraten, nur so viel verrate ich, dass jetzt die Luzzy abgeht und sich alles irgendwie zum Guten wenden wird. Ich habe es übrigens nur wegen des Titels heruntergeladen, weil ich persönlich ein besonderes Erlebnis, eine magische Begegnung mit einem Schmetterling hatte, das lässt sich in meinem eigenen Buch, im Prolog und Epilog nachlesen und erahnen. Je weiter ich gelesen habe, desto mehr Emotionen wurden bei mir freigesetzt, desto mehr wurde mein eigenes Erlebnis plastischer und irgendwann habe ich dann doch „Rotz und Wasser“ geheult, weil ich Penelope durchaus verstehen kann, nicht das, was sie daraus gemacht hat, auch wenn sie nicht anders konnte, aber elementar eben schon. Nichts ist für einen Menschen so tragisch, wie das, was sie in dem Roman leben muss.
Die Autorin lässt ihre Figur Unglaubliches erleben, dass die Wandlung, die Penelope heraus aus ihrem Kokon erlebt, nachvollziehbar ist, dass das verständlich ist, auch dass das so möglich ist. Eine Schlüsselrolle in dieser Handlung spielen Trude und der neue Nachbar. Diese ältere, kranke Dame, die versucht durch das Kuchenbacken den Geruch ihres „Adenauers“ zu überdecken, die ihre Freundin wird, fordert von der Jüngeren immer mehr ab. Sie erkennt das Leid der jungen Frau und schiebt Penelope in die richtige Richtung. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist die Art und Weise, wie die Autorin alle am Geschehen beteiligten Personen dem Leser näher bringt. Das hat mir sehr gut gefallen. Noch eins, das ist bis jetzt das erste Buch seit einiger Zeit, bei dem ich keine Tipp- oder Rechtschreibfehler feststellen konnte, bzw. Sätze, die ich ob eigenartiger Formulierungen oder fehlender Worte mehrmals lesen musste, wobei ich keine Garantie darauf gebe, dass keine enthalten sind.
Dieses Buch gibt alles, von Psychokram, über Kriminalfall, Sex, und sinnvolle Handlung. Eine echte Empfehlung.