An zwei Sonntagen hintereinander waren Frauen Thema in jener großen Zeitung, die es nur am Sonntag zu kaufen gibt. Gespannt warte ich nun darauf, wie das weiter gehen wird, ob auch älter werdende Männer zum Thema werden. Sie sind nicht weniger eitel als Frauen und leiden nicht minder darunter älter zu werden. Ich glaube in Fragen, ob wir mit 65Bikini tragen und wie uns unsere Brüste gefallen oder nicht, da brauchen wir keine Stützung unseres Selbstbewusstseins. Im Magazin Stern und auch bei stern.de war ein Bildbericht in dem Frauen fotografiert wurden und zwar genau so wie sie sind und in jedem Alter. Yeah! That’s it! Tolle Bilder.

Das gefällt mir, das kommt gut, vor allem auch deshalb, weil diese Bilder eine Reinheit, eine Natürlichkeit haben, die ihresgleichen sucht. Sie sind nicht beschönigt. Das hat eine Botschaft, lässt keine Frage offen und braucht keine Fragestellung ob Bikini mit 65 oder nicht. Die ist von vorvorgestern. Passé, war mal in der Steinzeit, die 68iger haben auch das verändert, das sind nämlich wir heute und wir pfeifen darauf, ob man kann, darf, soll oder nicht, wir machen einfach. Aber nichts desto trotz erwarten wir, dass wir den Mann in Badehose mit 65 Jahren sehen. Oder geht das nicht, weil die Macht den Zeitungsmännern gehört? Den jungen Männern, die nicht wissen wollen wie das sein wird? Männer macht Euch nix daraus, gemeinsam werden wir alt, da gucken wir Frauen dann darüber hinweg, wenn es nix mehr nutzt die Luft anzuhalten, um dem Bauch über der Badehose Halt zu geben. Ich habe letztes Wochenende einen Menschen getroffen, den ich schon seit Jahren kenne, der in meinem Alter ist, so drum herum, aber mehr beladen mit dessen mentalen Tücken ist. Ich habe ihm meine Sichtweise des Älterwerdens erklärt:

Ist nicht so, dass gerade jetzt in dem Alter und in dem ein paar Jahre weiter, uns im Grunde niemand mehr kann? Wer will uns noch was? Leben wir gerade nicht in einem freien Raum? Sicher Mann und Frau müssen noch ein paar Jahre arbeiten, aber trotzdem wer will uns noch was? Karriere machen? Sollen sich doch die Jungen mit diesem Thema auseinander setzen. Kinder bekommen, aufziehen, sich die Nächte um die Ohren schlagen, wie die Bekloppten ackern. Aber wir doch nicht mehr. Nö, nicht wirklich Stress, seinen Job abarbeiten, selbstverständlich gewohnt zuverlässig, aber die Karriereleiter übergeben wir an andere, aber so selbstlos und einen Karrieresprung abzulehnen sind wir aber auch wieder nicht. Wir gehen natürlich alle in der Oma- und Opafunktion auf, keine Frage und immer und sofort zur Stelle, wenn wir gebraucht werden, aber sonst? Du musst nicht fragen wer auf die Kinder aufpassen will, wer die Oma betreut, wenn man eben mal um die Ecke in den Biergarten möchte, du gehst da einfach hin und wenn das Geld knapp ist, dann gibt es eben ein kleines Bier, Hauptsache du bist draußen unter Menschen, nicht alleine zu Hause. Was noch? Urlaub machen, na sicher, gerne doch. Zugegeben richtet man sich noch nach dem Job und der Familie, aber ansonsten, wenn man welchen machen möchte, dann sollte man das tun. Koffer oder Rucksack auf, Klamotten rein und los geht das. Es gibt noch ganz viele Wünsche die uns nach vorne, die uns weiter tragen und ohne diese, wäre es schlecht um uns bestellt. Wir sind glücklicherweise einfach relaxter und nicht mehr so verbissen, wenn wir bei der Inventur feststellen, dass da ein Traum ist, der sich selbst ausgelebt hat. Dann ist das eben so, auch gut. Ich habe natürlich eine Menge, eine ganze Tüte voller Träume, Wünsche, spontane Einfälle, immer noch.

Ich könnte zum Beispiel in die Redaktion der Zeitung hinfahren, die diese unleidige Frage, über die ich mich nur aufregen kann, gestellt hat. Ab und an mal aufregen ist gut für den Kreislauf, aber ich könnte da einfach reinmarschieren, mir den zuständigen Redakteur schnappen und diesen fragen „Hey, Alter, geht’s noch?“  und dann nachschauen ob er noch alle an der Kunst hat. Wenn der Redakteur dann mutig ist, stellt er sich. Ach Quatsch, das muss er gar nicht, er muss sich nicht einer verrückten Ü-Irgendwas stellen, nur weil die sich über solche dämlichen Grundsatzfragen ärgert und die auch noch darauf wartet, ob diese Zeitung geschlechtlich gleich gewichtet ist oder nicht. Das Schöne aber ist, ich muss gar nicht erst in die Redaktion fahren, kann über das, was mir nicht passt, hier im Blog schreiben, oder es lassen. Ich kann sagen, was ich davon halte , natürlich ohne jemanden persönlich anzugreifen und zu beleidigen, kann locker vom Hocker plaudere und mich meines Daseins freuen.  Wer will mich hindern? Meine natürliche Faulheit bis zur Redaktion zu fahren, mehr aber nicht, aber zu wissen, dass ich kann, wenn ich will, das ist doch Hammer, oder? Würde mich aber schon interessieren wie der verantwortliche Redakteur aussieht, ob er alt oder jung ist, ein er oder eine sie...

Möglich, dass da im Moment sehr sensibel bin, weil ich seit ich den Blog nicht mehr als „werdende Oma“ schreibe mir all das, was mit Ü egal in welcher Art und Weise zu tun hat förmlich ins Auge springt. Das beginnt, das fängt gerade an: es kommen die aus ihren Löchern hervor, die uns, die wir unser Leben bislang ohne sie gestemmt haben, nun erklären wollen was geht und was nicht, die unser Selbstbewusstsein für unser kommendes Alter stärken wollen, was kein Mensch braucht. Oder ist das schon ein Vorgeschmack auf die Zeit, die wir vielleicht irgendwann mal in wohlbehüteter Massenbetreuung, ob wir wollen oder nicht, gemeinsam verbringen dürfen? Brauchen wir heute schon jemanden, der uns die Richtung sagt? Nein, sicher nicht. Heute nicht und morgen nicht gleich. Das Leben ist herrlich, da geht gerade heftig was ab. Da läuft eine Menge Spaß. Da geht noch was, da geht noch von der Sorte Lust und Laune. Das dürft ihr mir wirklich glauben und ich sage nur noch: Alle Macht in Oma Beckers Hände schon läuft die Luzzy los und ab geht das!