Ich war inzwischen schon oft an der Wahlurne, habe meinen Zettel eingeworfen und gehofft, dass die gewinnen, denen ich meine Stimme gegeben habe. Na gut, zugegeben, das hat nicht immer geklappt, man kann ja nicht immer gewinnen. Am Ende wurde es nach einer kurzen Kurve nach oben ohnehin nicht unbedingt besser, aber auch nicht so schlecht wie angenommen. Aber eins habe ich während aller Wahlurnengänge nie gefunden: Wo zur Hölle ist die Kneipe?
Als ich noch in der Grundschule war, so im ersten Schuljahr ungefähr, wenn meine Eltern wählen gegangen sind, was meist in dieser Schule war, da hieß das immer es geht ins „Wahllokal“. Was soll man sich als Kind vorstellen, wenn man das hört? Man wusste doch, wenn nach einem Waldspaziergang Einkehr gehalten wurde, dann in einem Lokal. Das Wort Restaurant erfuhr Anwendung auf ein Lokal, dessen Speisen einer gehobenen Klasse zuzurechnen war und sich nicht für eine Einkehr nach einen deftigen Waldspaziergang eignete. Bei uns in der Pfalz, da gab es im Herbst „Qwetschekuche" oder „Abblkuche“ oder wer es deftig mochte Handkäs' mit Musik oder „Brotworscht und Sauerkraut“ oder "pälzer Ribbche mit Kraut" vielleicht noch "Schlachtbladd". Das gab es im Herbst nach dem Waldspaziergang. Wo bitte aber war in dem Wahllokal das Lokal, wo man all die Genüsse einziehen konnte, die man in diesem zarten Alter von sechs Jahren kannte? Als ungefähr 6-7jährige wusste man nicht welche Bedeutung Wahlen hatten, allerdings glaube ich, dass man das mit 60 oder 70 Jahren immer noch nicht weiß, weil man nie ahnen kann welche Konsequenz ein Kreuz an welcher Stelle auch immer haben kann. Das Lokal wird man bis dann aber auch nicht gefunden haben. So war ich als Kind maßlos enttäuscht, wenn meine Eltern wählen gegangen waren und nix war das mit obiger beschriebener Einkehr, denn am Wahlsonntag wurden keine großartigen Spaziergänge unternommen und schon gar nicht in den Wald gefahren.
All das aber ist vollkommen egal, wählen gehen ist immer noch die bessere Alternative als das nicht zu tun. Dieser Tage habe ich in einer Diskussion als Ein Argument wählen zu gehen gehört, dass einige viele unserer Vorfahren für das Recht auf demokratische, freie, geheime Wahlen ihr Leben gelassen haben. Allein das ist verpflichtend. Aber vielleicht wäre es eine kleine Anregung gleich neben den Wahlurnen, natürlich in anderen Räumen ein kleines nettes „Lokal“ einzurichten, wo man kurz einkehren und sich davon erholen kann, den Weg zum Wählen auf sich genommen zu haben. Was ich meine ist, geht wählen Leute, trefft Euch vielleicht danach mit Familie oder Freunden, oder wartet das Ergebnis zu Haus bei Kaffee und Kuchen ab. In diesem Sinn, bestimmen wir selbst, wer die nächsten Jahre die Verantwortung tragen soll. Geht morgen bitte wählen!