Zwei rechts, zwei links ….

Ab und an mal in Erinnerungen schwelgen, hach kann das schön sein. So habe ich vor gut zwei Wochen eine Internetseite gefunden, wo Kleider aus den 60igern angeboten werden, natürlich neu genäht, aber dafür mit Petticoat oder ohne zu tragen. Tolle Teile. Da fiel mir dann ein, dass ich auch mal gestrickt habe und meine Mama Kleider für uns genäht hat. Wir das waren meine Schwester und ich, mein Bruder trug keine Kleider und für Jungs etwas zu nähen …? Ich habe auch mal gestrickt. Hatte ich das schon erzählt?

Handarbeit war nicht meine Welt, da komme ich später noch darauf zurück. Ich kann mich aber an Sommerkleider erinnern, die waren so schön, die hat entweder meine Mama genäht, oder unser Tintenfisch, wie wir zärtlich eine weiter entfernte Verwandte nannten, die uns jedes Jahr zwei bis drei Mal für zwei bis drei Wochen besucht hat. Sie war Schneiderin gewesen und nähte dann was das Zeug hielt: Kürzen, Länge heraus lassen, enger machen oder weiter, Knöpfe, Schnallen Reißverschlüsse, sie nähte alles bombenfest und was das Herz begehrt hat und hatte obendrein auch noch Zeit mit uns zu spielen, während meine Mutter im familieneigenen Betrieb gearbeitet hat. Gelegentlich vergaßen wir dann die Zeit und die Eier und auch die Kartoffeln, die auf dem Herd standen und sich lautstark gemeldet haben, wenn das Wasser verbraucht war. Aber die Kleider, die sie genäht hat, die waren traumhaft: kleine rosa Rosen auf weißem Grund, und rote Rosen auf schwarzem Grund. Stoffe, die gefielen wurden immer in zwei oder drei verschiedenen Varianten gekauft, sofern sie im besonderen Ausverkauf waren, von dem meine Mutter durch eine der Verkäuferinnen dort immer erfahren hat und zwar noch bevor der Ausverkauf selbst gestartet wurde. Manchmal wurden darauf dann noch kleine Borden uns Spitzen genäht. Sah immer herzig aus. Der Nachteil war der, dass ich die meisten Kleider über Jahre hinweg getragen habe, weil meine Schwester, die einige Jahre älter war als ich, oftmals Kleider aus den gleichen Stoffen bekam.  

Meine Handarbeitskünste halten sich in Grenzen. Natürlich kann ich stricken, häkeln, Knopf annähen im „Learning by doing-Verfahren“, schließlich gab es zu meiner Zeit noch ausgiebigen Handarbeitsunterricht. Eine Strafe. Für mich jedenfalls. Sticken, stricken, bis zu der Klasse in der genäht wurde bin ich gar nicht erst gekommen, weil ich davor ins Gymnasium gewechselt habe, wo es keine Lehrstunden Handarbeit mehr gegeben hat. Das war nicht der schlechteste Umstand, das gefiel mir ganz gut. Meine Schwester hatte, sofern ich mich recht erinnere, irgendwann mal einen Nähkurs absolviert, sie konnte das. Ich war nicht neidisch, dass sie es konnte, weil mir dazu jede Neigung gefehlt hat. Aber wie das so ist im Leben irgendwann habe ich dann doch angefangen zu stricken. Und warum? Weil eine Freundin von mir wie eine Wilde gestrickt hat. Sie hat das aber auch wie im Schlaf gemacht und ich bin mir nicht sicher, ob sie nicht auch noch während ihres Schlafs gestrickt hat. Das war dann ansteckend und so habe ich gestrickt.

Das Ergebnis konnte sich nicht sehen lassen, was mich aber nicht gehindert hat die fertigen Teile meiner Familie überzustülpen, die dies wehrlos über sich ergehen lassen musste. Die Kinder konnten sich nicht wehren, ihr Vater hat sich höflicherweise eine ganze Weile nicht gewehrt. Sah schon putzig aus, meine Familie: sie trugen Vokuhila, nicht auf dem Kopf, sondern als Pullover, dann war meist ein Ärmel länger als der andere, oder umgekehrt einer kürzer als Kumpel auf der anderen Seite. Aber schick sahen sie trotzdem aus, diese angefertigten Teile. Ich gebe zu, dass ich mir schon überlegt habe für meine Enkeltochter etwas zu häkeln oder stricken, aber ich weiß nicht so recht, ich glaube ich lasse das lieber sein, ist besser so. Ich glaube das wäre nicht gut, käme auch bei ihrer Mama nicht soo gut an, weil sie ja eine derer gewesen war, die ich in meine Kreationen gezwungen habe, ohne dass sie sich wehren konnte. Ich kann es verstehen und ich fühle mich erleichtert aus der Pflicht der handarbeitenden Oma schleichen zu können.

Strickt ihr für Eure Enkelkinder oder eure Babys und Kinder? Macht man das überhaupt heute noch? Strickt man vor dem Fernseher noch? Ich habe keine Ahnung, aber egal ob mit oder ohne stricken: Laßt es Euch gut gehen.

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