Soschl Media gab es zu meiner Zeit noch nicht. Als ich vor unendlich langer Zeit geboren wurde, da gab es in den Haushalten keinen Fernseher, keine Waschmaschinen, noch nicht mal Kühlschränke, geschweige denn Telefone. Da fuhr der Pferdewagen noch mit dem Stangeneis durch. Meine Mutter kochte die Wäsche auf dem Herd und im Sommer machte sie aus der Milch noch Sauermilch und dazu Bratkartoffeln. Telefon hatten wir immer, das brachten die Lebensumstände meiner Eltern mit sich. Gearbeitet hat meine Mutter auch immer. Das sind meine Erinnerungen und nein die Zeit war nicht besser, sie war anders und Grundlage für die Zeit heute.
In den Kindergarten kamen wir mit drei Jahren und nur durch Beziehungen, weil es Kinder ohne Ende gab. Meine Großeltern und wir lebten alle auf einem Grundstück und die Mutter meines Großvaters dazu. Man nannte sie „Ominzl“, das ist pfälzerisch und war lieb gemeint. Sie war für meine Geschwister mehr oder weniger zuständig als diese Babys waren. Meine Großeltern waren vernarrt in meine große Schwester und nahmen sie häufig mit, wenn sie ihren freien Tag hatten, meinen Bruder dann auch. Ansonsten klappte der Ablauf. Menschen lernten sich übrigens durch Veranstaltungen, Vereine, Arbeitsverhältnisse, aus der Nachbarschaft und so weiter kennen. Und ja, es gab in diesen frühen Jahren unseres Landes viel Fuggerei, da ging durch „tust Du mir, tu ich Dir“, „gibst Du mir dies bekommst Du das“ viel an der Steuer vorbei. Es war auch nicht so kompliziert mal einem Beamten zu Weihnachten eine Flasche irgendwas zu schenken, ohne, dass dieser und das Amt das als Bestechung ausgelegt hat. Soschel Media gab das übrigens nicht, aber dafür ab irgendwann in der Nacht das berühmte Ameisenrennen im Fernseher.
Nun aber haben wir also das Soschl Media, doch klar ich weiß wie man das schreibt, will das aber eben nicht tun. Einfacher ist das Leben dadurch keineswegs geworden. Telefon, I-Phone hat heute jeder, viele laufen tippend auf der Straße umher und ich frage mich oft, was sie von ihrer Umwelt mitbekommen. Ich bin überzeugt, dass der Mensch neben ihnen an der Ampel umfallen kann, sie würden das nicht bemerken. Anstatt am Donnerstag einen Veggie-Tag einzuführen fände ich einen Tag ohne Handy auf der Straße toll. Ich gebe aber an der Stelle zu, auch mich erwischt das gelegentlich unterwegs, aber eher selten und ich fasse mich dann kurz. Neidvoll muss ich außerdem anerkennen, dass ich nicht tippen kann, wenn ich laufe.
Neben den Handys hat sich auch das Internet breit gemacht. Meine erste richtige „Internetplattform“ auf der ich mich getummelt habe, war Xing. Die Businessbegegnungsstätte schlechthin. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ich habe den Sinn manchmal nicht verstanden und mich oft gefragt, was manche hier tun: Sie tragen sich ein, aber oh weh niemand darf sie anschreiben, ansprechen oder auch nur in Erwägung ziehen möchte, das tun zu wollen. Wozu sind diese Leute auf einer solchen Plattform, wenn sie all das, was Kommunikation ausmacht blockieren und sowieso nie antworten? Was soll das dann? Sie können doch höflich und kurz antworten, ist das zu viel verlangt? So viel Mails hätten sie überdies auch nicht bekommen, um sich so genervt zu fühlen. Ich verstehe das nicht, wenn ich direkt angesprochen wurde, mit einer Frage oder was auch immer, dann habe ich auch geantwortet. Wie kann man so Business machen? Oder steigt die individuelle Wichtigkeit je mehr man sich zurück zieht? Ich nenne das in meiner Sprache, in der Sprache der 50++ etwas anders.
Irgendwann sind dann sehr viele zu Facebook gewandert. Zugegeben, hier ist das sehr viel lustiger und fröhlicher als dort auf Xing. Ich bin irgendwann mitgewandert, habe einen kurzen Stopp bei Twitter eingelegt, allerdings finde ich 140 Zeichen einfach zu kurz, obwohl man das lernen kann, ich habe das auch gelernt. Facebook ist fast schon zu kompliziert für mich und immer wieder brauche ich Hilfe und Unterstützung. Dann gibt es noch Google+ um das nicht zu vergessen, das erscheint mir irgendwo zwischen Xing und FB angesiedelt zu sein, ist aber nicht weniger kompliziert. Diese Plattformen sollen, wenn ich das richtig verstanden habe, auch dazu dienen sich zu vernetzen. Freundschaften zu knüpfen, ebenso wie neue Freundschaften zu finden, wie alte zu vertiefen. Wieso kann man dann für einen bestimmten Zeitraum, wenn man genau das tut, gesperrt werden? Das ist genau die gleiche Wurst wie das „rührt mich nicht an“ bei Xing. Ja, ich weiß man bekommt einen Haufen Müll, aber ich finde das auch affig, dass FB entscheidet welche PNs ganz normal zugestellt werden und welche in einem Ordner „Sonstige“ verschwinden, dass sie entscheiden wer wie viele Freundschaftsanfragen machen darf und dann gesperrt werden kann, wenn man das meldet. Hallo? Kindergarten, melden, dass man diesen oder jenen, der Freundschaftsanfragen stellt nicht kennt? Ich meine, dass wir alt genug sind, um das selbst zu entscheiden, was wir wo, wie und wann haben wollen. So passiert das dann, dass genau unter „Sonstiges“ die Antwort auf eine Kontaktanfrage landet, wo die Freundschaftsanfrage läuft, die aber eine Basis hat und es da dann zu einem Irrtum kommt, aber weil noch nicht bestätigt, dann die Frage des Gegenübers ins Leere läuft und unbeantwortet bleibt, diese dann ein „Kenn ich nicht“ anklickt, weil ich die Erklärung schuldig geblieben war. Wisst ihr wie ich das nenne? Das nenne ich auf gut Deutsch: Zum Ko…! Außerdem ist das eine Bevormundung, die ich nicht gut heißen kann und will.
Ansonsten ist Soschel Media keine schlechte Einrichtung, aber ich frage mich, was wir ohne all das tun täten… Missen will ich das nicht, abhängig davon sind wir alle irgendwie, eben weil wir vernetzt sind, weil das auch bedeutet Kunden zu gewinnen auf ehrlichem Weg und nicht in der Art Adressen zu kaufen. Ich will viele von euch nicht mehr missen, kann mit Euch lachen und weinen, Wochenende feiern, mich real bei Maffe treffen, oder wo auch immer. Ich freue mich auf Euch auch im realen Leben.