Ha, ich kann mal wieder von früher erzählen! Nein, das will ich gar nicht, aber ich möchte gerne einen Vergleich, sofern ich das selbst beurteilen kann, von Hebammen damals und heute anstellen. Der Grund ist der, dass Hebammen vom Aussterben bedroht sind. Nein, zum Glück nicht die Frauen, aber der Berufsstand und das ist nicht gut.
Meine erste Begegnung mit einer Hebamme fand damals im Kreissaal statt. Irgendwie waren diese Hebamme und ich sofort ein Pärchen und hätten uns zu gerne umgehend in Stücke gerissen. Sie, weil sie es der Situation nicht angemessen empfand, dass ich mit Buch unterm Arm anmarschiert kam, ich weil sie mich das umgehend fühlen ließ. Ich war einfach zu jung und unerfahren um mich zu wehren. Heute würde mir das nicht mehr passieren. Sie bescherte mir, während ich auf meinen Sohn wartete, gelegentlich einen kleinen Ausflug ins Höllenvorzimmer. Gut, dafür wurde sie pudelnaß als die Fruchtblase geplatzt ist. Hebamme Nr. 2 bei Tochter Nr. 1, das waren eigentlich zwei, weil ebn Dienstende war und die eine mich an di andere übergeben hat, beide waren supernett und achtsam, so haben sie uns vor Schaden bewahrt, meine Tochter und mich. Hebamme Nr. 3 folgte ihrem Animus als sie mich sah. Möglich, dass sie die vergangene Vollmondnacht im Kopf hatte, ihr verdanke ich, dass es kein Eis mehr an diesem Tag gegeben hat.
Die Liegezeiten damals im Krankenhaus waren deutlich länger als sie das heute sind. Ich spekuliere mal, dass normale Geburten gleich am Tag danach, wenn ich am selben nach Hause gehen und Kaiserschnittgeburten nur unwesentlich länger verweilen. Ich war bei allen drei Kaiserschnitten mindestens zwei Wochen im Krankenhaus, allerdings muss ich gestehen, dass es mir nach meinem Sohn alles andere als gut gegangen war und nach Baby Nr. 3 habe ich mir einen Magen-Darm-Infekt eingefangen, wie die halbe Station auch. Das verlängerte meine Aufenthalte um ein paar Tage, hatte aber im Grundsatz bei Geburt Nr. 3 nichts damit zu tun, während es bei meinem ersten Baby durchaus mit der doofen Geburt zusammen hing.
Zu Hause angekommen war ich auf mich selbst gestellt, keine Hebamme, nichts. Ich denke schon, dass ich das vielleicht hätte in Anspruch nehmen können, aber das weiß ich einfach nicht. Heute ist das alles ein wenig anders. Die Frauen werden früher aus den Krankenhäusern nach Fallpauschale entlassen. Wir erinnern uns: hierzulande wird nicht individuell danach, dass wir alle individuell verschiedene Menschen sind abgerechnet, sondern nach Fallpauschale. Also nach einer normalen Geburt, wenige Stunden später am besten raus aus dem Krankenhaus, nach Hause.
Dafür aber haben viele Schwangere schon vor der Geburt mit der Hebamme ihres Vertrauens einen guten Kontakt aufgebaut. Diese, die Hebamme, betreut nun die frisch gebackene Mutter, und manchmal wahrscheinlich auch den jungen Vater, über eine ganze Zeit, die in etwa so lange geht bis sie sich sicher ist, dass Mutter und Baby miteinander klar kommen. Dafür bekommen die Frauen Geld und zwar von den Krankenkassen. Das wäre nicht das Problem, wäre da nicht eine horrende Haftpflichtversicherung, die der relativ niedrigen Bezahlung der Krankenkasse pro Patientin entgegensteht. Das ist schlichtweg eine Unverschämtheit, dass da eine Versicherung sich den Verdienst derer die diese Versicherung haben müssen, holt. Es ist ja nicht so, dass die Frauen diese Versicherung haben wollen, sie müssen sie haben ob sie wollen oder nicht.
Die Konsequenz daraus ist die, dass einige Hebammen die Ausübung ihres Berufes als freien Beruf an den Nagel hängen werden. Mit Recht! Stellt Euch eine Hebamme vor, die einige Patienten betreut. Sie ist schon mit einer einzigen Patienten und deren Baby eine ganze Weile beschäftigt, muss dann zur nächsten fahren. Auf dem Land kommen noch Wege dazu, in der Stadt Stauzeiten. Die Frage, die man stellen muss: Was passiert, danach? Was wenn die jungen Frauen nicht mehr von erfahrenen Hebammen versorgt werden können? Vor allem wenn es das erste Baby ist, finde ich das so unendlich wichtig, dass da eine Frau ist, die Tipps und Tricks gibt, die Ruhe und Zuversicht ausstrahlt und den Überblick behält, den Vater bändigen kann und die Mutter in die richtige Richtung schubst.
Bei Facebook gab es hierzu eine Aktion von Mami mit Herz und Seele, wo man durch einen kleinen Beitrag eine imaginäre Kerze für alle Hebammen angezündet hat. Ich meine, das war eine tolle Aktion und ich finde, dass sie unbedingt wiederholt werden muss, noch ganz oft wiederholt werden muss. Abgesehen davon gefällt mir die Chronik von Mami mit Herz und Seele so unglaublich gut, dass ich fast ein klein wenig neidisch bin. Toller Auftritt, tolle Aktion!
Es darf nicht sein, dass die ambulanten Hebammen verschwinden, niemals und ich hoffe, dass da Bewegung in die Sache kommt, dass man diesen Schwachsinn, diesen Irrsinn für eine Versicherung zu arbeiten, beseitigen kann. Ich drücke für die Zukunft die Daumen.
Ich wünsche Euch allen einen tollen Tag, mit vielen Aktivitäten, Unternehmungen, Lachen und vor allem: Laßt es Euch gut gehen.