Sodele, geschafft, wir sind Weltmeister! Haben sie gut gemacht, die Jungs. Mehr als vier Wochen waren sie auf Gedeih und Verderb regelrecht aneinander geklebt. Etwas, was mir aufgefallen war, ob das nun nur nach außen getragen war, oder den Tatsachen entsprach, da herrschte Harmonie. Alle zusammen in einer Richtung, versehen mit einem Teamgeist, der jeden Coach neidisch macht, der eine Truppe zu einer Einheit zusammen schmieden muss. Sie sind ihren Weg gegangen, straight ahead, voran. Herzlichen Glückwunsch an die Nationalmannschaft.
Was auffällt ist das, dass die gemütlichen Zeiten einer WM bei der ein Spieler wegen totaler körperlicher Erschöpfung zum Spielfeldrand auf allen Vieren robbt. Spektakuläre Stürze gingen meist glimpflich aus und die Spieler arbeiteten weniger mit Ellenbogen und Fäusten in den Gesichtern ihrer Gegner. Möglich, dass ich mich irre, dass es damals nicht besser gewesen war, aber Tatsache ist für mich, dass die Schiedsrichterleistungen zeitweise unterirdisch waren. Ein Arjen Roben, von dem weiß, dass er in Strafraumnähe geradezu unter Fallsucht leidet, kommt ungeschoren davon und bekommt ein Elfmeter, während ein anderer Spieler an gleicher Stelle gefoult eine gelbe Karte wegen einer Schwalbe sieht. Der Schiedsrichter gestern war streckenweise unterirdisch und er hätte sehr viel früher sehr viel mehr Karten verteilen müssen, nicht nur die zwei gegen Deutschland, sondern auch einige an Argentinien, mehr an beide Mannschaften. Der moderne Fußball ist sehr viel schneller geworden, fordert den Schiedsrichtern sehr viel mehr ab, als noch vor einigen Jahren. Vielleicht wären Berufsschiedsrichter angebracht, aber das können sich wiederum nur wohlhabende Staaten leisten, nicht aber Nationen, die eh schon am Rande des Ruins stehen. Vielleicht würden Zeitstrafen Härte aus Spielen nehmen. Es geht nicht um Vorteile für die eine oder andere Mannschaft, es geht um die Gesundheit und das Leben der Spieler. Ich weiß keine Lösung, aber mir gefällt es nicht, wenn auf dem Rasen Blut fließt, egal von welcher Mannschaft. Möglich, dass man nicht mit einer Reform des Schiedsrichterwesens allzu lange warten sollte.
Heute habe ich die BILD gekauft und ich habe auch geblättert und da sprang mir ein Artikel in die Augen: die TV-Kritik des Walter M. Straten. Ich drücke das mal so aus: Walter M. Straten, wenn Sie keine andere Sorgen haben, als sich über die Krawatte des Gerd Delling auszulassen, dann ist ja gut. Da regt sich der Mann darüber auf, wie hässlich die Krawatte des Gerd Delling gewesen war. War sie auch, keine Frage, aber für Gerd Delling war sie sein Ritual, damit wir Weltmeister werden würde. Das ist in Ordnung und genau aus dem Grund darf er sie an diesem Abend tragen, egal wie hübsch oder hässlich sie ist, da stünde es einem Herrn Walter M.Straten sehr viel besser einfach mal die Klappe zu halten. Es gehört sehr viel mehr Mut dazu zu der Hässlichkeit einer Krawatte zu stehen, die er aus Überzeugung trägt, als sich im Anschluss danach darüber dumm kritisch. Ich möchte nicht wissen, wer wie ausgesehen hat, wer welches Ritual wie gemacht hat, wer welche Klamotten und warum trägt. Das passt doch, das ist nichts was zu kritisieren wäre und wenn Herr Delling im Hulahoopröckchen moderiert hätte, dann wäre das in Ordnung gewesen, auch wenn ich nicht weiß, ob das optisch so ansprechend gewesen wäre. Das bringt Leben in die sonst eher trockenen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Wohl Beruf verfehlt, Herr Straten, oder?
War das nicht schön, wie die gestandenen Spieler nach dem Spiel ihre Kinder auf dem Spielfeld trafen, sie auf dem Arm getragen haben, ihnen ihre Medaillen gegeben haben, mit ihnen ihre Freude geteilt haben. War das nicht schön wie diese gestandenen Männer Tränen in den Augen hatten, wie ein Schweinsteiger und ein Löw sich umarmt haben und vor Freude nicht voneinander lassen konnten, sich eine Menge zu sagen hatten. Waren sie nicht schön all diese Schlussmomente nach der gewonnenen Weltmeisterschaft, einschließlich des Jubels von Merkel und Gauck? Sie waren schön und jeder von uns wird daran unvergessliche Erinnerungen haben. Pflegt sie, hegt sie, sie sind kostbar, ach und merkt Euch die Rituale und Herr Delling heben Sie bitte diese Krawatte auf und tragen Sie sie bitte in vier Jahren wieder.
So in diesem Sinn, ich geh‘ und erhol mich von dem Stress der letzten Wochen, werde viel lesen, mich ausruhen und ansonsten den Sommer so er denn einer ist genießen und mich ab und an mal hier melden. Bis dahin macht es gut.