Feiertage sind eine ganz spezielle Angelegenheit. Für uns hieß das früher, wenn die Feiertage Sonntag und Montag gewesen waren, dass wir an einem der Tage zu meinen Eltern und an dem anderen zu den Eltern meines Mannes fahren mussten. Essen, Kaffee, Abendbrot, platzen, weil man zu viel gegessen hat. Das war manchmal schon ein ordentlicher Aufwand, der besser wurde als wir in unser Mehrgenerationenfamilienhaus gezogen waren.
Ja, so ein Haus ist nicht neu, neu ist, dass man nicht miteinander verwandt sin muss, um in solches Haus ziehen zu können. Mein Elternhaus hat diese Chance geboten, die meine Schwester ebenso genutzt hat, wie meine Familie. Da wohnten wir nun, meine Eltern unten auf einer Etage, meine Schwester darüber und wir noch eins darüber, jeweils die Wohnungen über eine ganze Etage, das waren ursprünglich zwei Wohnungen zu einer zusammengelegt. Jeder hatte eine Tür, die er abschließen konnte, allerdings hingen den ganzen Tag über die Schlüssel draußen. Meine Eltern hatten eine riesige Terrasse auf der dann gegrillt wurde und man sich am Abend, wenn man wollte aufhalten konnte. Meine Eltern sind niemals unangemeldet gekommen, es gab eine Haustelefonanlage, wir dagegen sind bei ihnen eingefallen, wann es uns passte. Es war nicht so, dass Wir uns ab- oder anmelden mussten und manchmal sagen sie ihre Schwiegersöhne über Wochen nicht, weil die spät von der Arbeit gekommen waren und früh wieder los mussten. Das war alles easy und unkontrolliert und gelegentlich hing am „schwarzen Brett“ im Hausflur ein Zettel meiner Ma: Samstag habe ich Heringe, wer kommt? Das war dann am Samstag Mittag eine Familienversammlung mit allen, die da waren. Oder auch mal unter der Woche saure Nieren oder was auch immer ihr einfiel, was wir gerne mochten.
Irgendwann löste sich das Haus auf, weil wir nach Berlin zogen, meine Schwester weiß nicht mehr weshalb sie ausgezogen war, wenn ich mich recht erinnere hatte sie mit ihrem neuen Partner ein Haus gekauft. Meine Eltern blieben in dem Haus, das mein Großvater Ende der Vierziger Anfang der Fünfziger gebaut hat. Nun komme ich zu den Feiertagen zurück, es war einfach an einem der Feiertage einfach nach unten zu gehen zum Essen, dann mit den Kindern wieder nach oben, oder man blieb noch und die Kinder zogen alleine von dannen um in einer der Wohnungen zu spielen. Am zweiten Feiertag dann mussten wir uns in Schale werfen, mehr oder weniger und dann den Tag bei den Schwiegereltern verbringen. Sie haben sich immer unglaublich viel Mühe gegeben mit dem, was sie gekocht haben, was meine Schwiegermutter an Kuchen gebacken hat, aber so die Zeit dazwischen, da man sich auch mal zurückziehen konnte, die fehlte einfach und das Gefühl der Völlerei kroch, je länger der Tag wurde, unaufhaltsam im Bauch nach oben. Wir waren also zu Feiertagen ausreichend beschäftigt, ob wir wollten oder nicht und wenn wir bei meinen Eltern waren, dann mussten wir auch zu den Eltern meines Mannes fahren, das war nur gerecht.
Auch wenn es stressig war, es hatte schon etwas, das auf „Familie machen“. In jedem Fall war es aufrichtig, ehrlich, denn wir haben durchaus genossen von den Altvorderen versorgt, umsorgt zu werden, kulinarisch. Mein Schwiegervater konnte traumahft kochen, wie mein Vater auch. Ja, in beiden Fällen konnten die Herrn der Schöpfung kochen, mein Schwiegervater an Feiertagen, mein Vater generell, außer bei ganz speziellen Gerichten zu denen meine Mutter das Rezept im Kopf hatte und das Würzen nach Gefühl ablief. Laßt Euch verwöhnen von den Omas und Opas, genießt das, dass sie die Babys wickeln und betütteln, atmet mal durch, das wird Euch gut tun, auch wenn ihr das vielleicht erst mal nicht glauben wollt. Egal wie auch immer: Laßt es Euch gut gehen.