Letzter Schultag in Berlin

Heute ist letzter Schultag in Berlin. Das war für mich immer die schönste Zeit: Ferien! Endlich die Zwerge nicht wecken müssen, nicht da raus in die Welt schicken müssen, nicht in übervolle Klassen mit nicht immer gut gelaunten Lehrern. Endlich machen können was wir wollten. Ferien, Urlaub das war der Kick schlechthin. Langeweile? Ich eher nicht, die Kinder manchmal schon, aber auch das hatte Erholungswert. Kein Wort über die Schule, kein Heft heraus holen um zu lernen, den Ranzen in die Ecke und gut war.

Für einige Kinder ist heute kein guter Tag, wenn das Zeugnis nicht den Erwartungen der Eltern entspricht. Mensch Leute, davon geht die Welt nicht unter. Im nächsten Schuljahr kann das besser werden, muss nicht unbedingt, aber kann durchaus. Die Ferien sind nicht dazu da um zu lernen, sondern um endlich der Schule den Rücken zu kehren, für sechs wunderbare Wochen.

Ich erinnere mich an meine Schulzeit, wenn die Klassenkameraden nicht wussten ob sie lachen oder heulen sollten, wenn sie ihr Zeugnis in den Händen hielten und wussten was sie zu Hause erwartet. Wenn sie da standen, überlegten wie sie es noch ein wenig hinaus zögern konnten nach Hause zu gehen. Nach Hause, dort wo der sichere Hafen sein soll, wo man als Kind beschützt und behütet sein muss. Dorthin trauten sie sich nicht zu gehen, weil sie in diesem Moment schon die Hand ihrer Väter auf allen möglichen Körperteilen fühlten. Das war so damals in den sechzigern, da ging man nicht so zimperlich mit seinen Kindern um, was körperliche Züchtigungen angeht. Wie grausam war das gewesen. Wie grausam wäre es, wenn es das noch gäbe. Ich habe das niemals erfahren müssen, auch meine Geschwister nicht.

Ich kann allen Eltern, die glauben ihre Kinder wegen des Zeugnisses schimpfen zu müssen, auffordern ihre eigenen Zeugnisse heraus zu holen. Dort wird auch nicht alles geglänzt haben. Erinnert euch an eure eigene Schulzeit, ihr seid auch keine Schätzchen gewesen. Denn wäre es so, dann würden nur noch die 1er Menschen herum laufen. Strafen hilft nix, aufmuntern, dass es bestimmt besser werden wird, Hilfe anbieten ist der bessere Weg. Es ist eine Schande, dass wegen der Zeugnisausgabe in allen Radiosendern auf die Sorgentelefone hingewiesen werden muss.

Als Schülerin fand ich es furchtbar meine Klassenkameraden leiden zu sehen, als Mutter schlimm, wenn meine Kinder erzählt haben, dass da jemand war, der oder die mit dieser Angst vor zu Hause leben musste. Als Oma hat sich an diesem Gefühl nichts geändert, ich finde das immer noch grausam. Schätzt und liebt Eure Kinder und nicht ihre Zeugnisse. Was immer ihr tut: Laßt es Euch gut gehen – mit Euren Kindern.

 

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