Sie sind der Frauen beste Freunde. In allen Farben und Formen, in jeder Höhe, über mehrere Etagen ordentlich nebeneinander aufgereiht. Einige Frauen besitzen richtige Schuhschränke, wo die Lieblinge übersichtlich platziert, darauf warten, dass sie zu ihrem Einsatz kommen. Allerdings birgt jeder Platz rechts oder links zum Rand hin, das Risiko das Tageslicht nicht zu sehen. Schlimmer wird es für die Schuhe dann noch, wenn die weniger gerne getragenen oder etwas älteren ganz nach hinten geschoben werden, außerhalb jeden Sichtkontakts wandern. Jede Frau, sagt man, muss mindestens ein Mal im Leben ein Paar rote Schuhe gehabt haben, besser noch rote Stilettos.
Männer haben auch Schuhe natürlich und ich will mich jetzt nicht darüber auslassen, dass es immer noch Männer gibt, die weiße Socken in dunkelbraunen Sandalen tragen, aber okay, drücken wir ein Auge zu, diese Generation wird das nicht mehr ändern wollen. Gestern wollte ich Schuhe kaufen. Ich suche ganz bestimmte, ansehnliche Schuhe, die schick und bequem sind. Ich hätte im Internet schauen können, aber das ersetzt für mich nicht das tastende Schauen, also stand ein Streifzug durch die Schuhgeschäfte an. Ich gehe nicht gerne shoppen, weder Schuhe, noch Kleidung und wenn spätestens die zweite Jeans nicht sitzt, vergeht mir die Lust. Aber es sollten Schuhe sein. Ist Euch auch schon aufgefallen, dass unglaublich viele schlechte Schuhe unterwegs sind? Schon mal dem Vordermann oder der Vorderfrau bewusst auf die Schuhe geschaut? Da ist keine Eleganz beim Gehen zu sehen, kein geschmeidiger Gang, keine Grazie, kein Anmut, kein schönes, gepflegtes Schuhwerk, da laufen nur noch Schlappen in Schlappen. Schief getretene, ausgelatschte Schuhe, schmutzig und abgewrackt, bei vielen ein Gang, der neben dem Schuh stattfindet und der nahe an Körperverletzung den eigenen Füßen und dem eigenen Körper gegenüber grenzt. Nicht nur bei jungen Menschen, aber überwiegend.
Also ein in das erste Schuhgeschäft. Da gab es Schuhe groß, klein, hoch, niedrig, sportlich, elegant und Menschen, die diese anprobiert haben. Keiner, der meiner Vorstellung sofort entsprach. Zeit zu beobachten. Es gibt Schuhe, für die muss man nicht nur geboren sein, nein, mit ihnen muss man verschmelzen, eins werden. Stilettos zum Beispiel, wunderschöne Schuhe, die Beine machen, von denen man sonst nur träumen kann, die durchaus zur Selbstverteidigung dienen können und die auch gelegentlich zu einem Mordwerkzeug werden. In Texas wurde vor wenigen Wochen eine Frau zu lebenslanger Haft verurteilt, weil sie ihren Freund mit ihren Stilettos umgebracht hat. Sie sagt es war Notwehr, er hatte 25 Hiebe in seinem Gesicht und es nicht überlebt. Stilettos, man muss auf ihnen laufen können und die Gelegenheit haben sie zu tragen, beim Stadtbummel sind sie weniger günstig, zum Tanzen auch, zu einer Smalk-Talk-Party mit viel Standzeit könnten sie schmerzhaft werden, um über den roten Teppich zu laufen sind sie ideal, aber nur, wenn man es wirklich kann. Die junge Frau, die welche anprobiert hat, ich hätte ihr nur zu gerne den Rat zu geben sie stehen zu lassen, aber wer weiß, vielleicht lernt sie es noch, nicht wie der Storch im Salat auszusehen. Ihr Kerl nickte nur. Das ist aber auch schwer, ist ein Kerl dabei, der sabbert doch nur bei dem Gedanken „Sie trug nur Stilettos und sonst nichts“, ist die Freundin dabei und sagt die Wahrheit, dann ist die ja nur neidisch und die Mutter hat von nichts eine Ahnung. Also eingepackt, an die Kasse damit, die nächste Party gehört Euch, es wird aber auch Eure einzige Party sein, ein Platz, ganz oben hinten ist Euch sicher.
Nein, Stilettos möchte ich nicht haben, das meinen Füßen nicht antun, vielleicht ganz heimlich anprobieren, aber dann wieder zurück ins Regal. Ich liebe die guten, alten Pumps, mit verschiedener Absatzhöhe und unterschiedlicher Absatzstärke, ganz konservativ, ganz altbacken, ganz schick und elegant, darauf kann ich elfengleich laufen und fühle mich wohl, bin mit meinem Körper und den Schuhen eins. Ich lasse gerne die Störchinnen, die meisten staksen mit Stilettos wie Störche im Salat die Frösche aus dem Salat picken, sicher, dass sie diesen gar nicht küssen können. Oder schon mal einen Storch gesehen, der einen Frosch, getragen im Schnabel, geküsst hat? Müßig darüber nachzudenken in wen der Frosch sich verwandelt hätte. Mädels, man muss nicht jeden Mist mitmachen, denkt an Eure Füße, die müssen noch in Eurem Leben eine Menge tragen.
So bin ich nach Hause, ohne neue Schuhe, sollte eben nicht sein, vielleicht beim nächsten Mal, irgendwann finde ich dieses eine Paar, das zu mir passt.