Ab und an bin auch mal unterwegs. In Berlin. Dann ist das so, dass ich die Öffentlichen nehme oder aber, dass ich, wenn ich es total eilig habe, einen gelben Hirsch, also ein Taxi rufe. Die Öffentlichen richtig lieben, das mache ich nicht, das ist mir nicht gegeben. Es gibt Menschen, die nehmen nur die Öffentlichen, die wissen genau welchen Bus, welche Bahn du nehmen musst um von A nach B zu fahren. U-Bahn ist bei Nacht gelegentlich eine Fehlentscheidung, Bus im Sommer, wenn die Hitze, welche eigentlich, über der Stadt liegt, S-Bahn nur dann, wenn sie auch tatsächlich fährt.
Ich habe ein paar Mal schon Kolumnen gelesen, deren Schreiber und Schreiberinnen, man muss heutzutage auch die weibliche Form der Berufsbezeichnung verwenden, egal wie bescheuert sich das auch lesen mag oder klingt, Von Zeit zu Zeit fahre ich von der Haltestelle vor dem Berliner Scientologyheadquarter, sich darüber ausgelassen hatten wie grausam das wäre, wenn man in den öffentlichen Verkehrsmitteln einen Platz angeboten bekommt. Was ist daran schlimm? Die SchreiberInnen (so geschrieben ist das noch grausamer, aber geht schneller) gingen durch die Bank weg davon aus, dass man sie deutlich als „alt“ erkannt hat. Ich sehe das ein wenig pragmatischer: gelegentlich erwischt man zum Beispiel einen Busfahrer, der glaubt gerade auf dem Nürburgring unterwegs zu sein, weil er mit einem Affenzahn die Straße entlang fährt, Hindernisse umfährt, dass es Fahrgäste nur so schüttelt. Warum soll ich dann einen angebotenen Platz nicht nehmen, anstatt im Mittelgang nach einer Haltemöglichkeit zu suchen, die geradezu garantiert, dass ich mit bei der nächsten Kurve nicht das Schultergelenk auskugle. Ist doch komfortabel und hat nix mit alt aussehen zu tun. Na gut, ab und an vielleicht schon, aber das ist nicht die Regel. Wenn aber bei zu Hause Mensch anruft und will mir das „Notrufsystem“ des Hilfsdienstes aufdrücken, das er gerade vertritt, dann schlucke ich dann doch und wenn der Typ sich partout nicht abschütteln lassen will, dann noch mehr. Zuerst rennt Frau an den Spiegel, dann an die Handtasche den Personalausweis heraus reiße, um zu gucken wie alt ich den wirklich bin. Beruhigt lächle ich mein Spiegelbild an, lege den Pers weg und denke „Du I…“ und schlimmer. Nicht schlimm sagt ihr? Diese Systeme sind wirklich sehr gut uns sinnvoll, aber der Anruf dann nicht, wenn man noch so jugendlich unterwegs ist, wie ich es gerade bin. Übrigens rief dieser Tage dann auch noch ein Stromtyp bei mir an, der mir einen „billigen“ Tarif aufdrücken wollte. Was denkt der sich denn? Dass ich keine Zeitung lese? Die Billiganbieter gehen pleite und die anderen erhöhen trotzdem die Stromkosten. Da ist, wie ich meine langsam aber sicher das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Mann murmelte gelegentlich sehr undeutlich, nuschelte geradezu vor allem immer dann, wenn ich ihn nach seiner Firma gefragt habe, da er stur und fest behauptet hat im Auftrag von Vattenfall anzurufen. Ich bat ihn in ein paar Tagen nochmals anzurufen, nachdem ich verstanden habe in wessen Auftrag er gerade anrief. Ich verstand das endlich nach dem dritten Anlauf, drei Klicks im Internet und siehe da. Er würde wieder anrufen, na darauf freue ich mich schon.
Ich warte förmlich darauf, dass mir das nächste Mal im vollen Bus ein junger Mensch den Platz anbietet, werde mich darüber freuen und mich nicht fragen ob ich an diesem Tag alt aussehe. Nicht, dass ihr jetzt auf den falschen Gedanken kommt, dass ich nun täglich stundenlang mit dem Bus fahren würde, nein, das ist auf Dauer auch zu teuer. Auf den Typ vom Stromanbieter warte ich geradezu ungeduldig und sollte mir nochmal jemand das Hausnotrufsystem anbieten wollen, dann lege ich einfach auf, da habe ich noch ein wenig Zeit. Ich wünsche Euch eine jugendlich aktives Wochenende.