Wenn es zwickt und zwackt, dann wird man älter. Oder doch nicht? Es gibt auch junge Menschen bei denen es zwickt und zwackt. Werbespots, da gibt es gerade einige, da könnte ich schreiend davon laufen. Nicht wegen des Produktes, das angeboten wird, sondern wegen der Art und Weise, mit mehr oder weniger pastoralem Tonfall: „Das Alter bringt es mit sich, dass…“, „Oh, ich muss jede Nacht heraus…“, oder "früher litt ich unter Erektionsstörungen", sie unter fehlender Lust. Ja, ja ich weiß, das Alter lässt sich nicht fröhlich verkaufen, vor allem dann nicht, wenn vermittelt werden soll, dass es im Alter nun mal hinten und vorn zwickt. Trotzdem ...
Ein Hexenschuss kann jeden treffen. Da hilft nichts, da muss man dann durch. Nein, ich hatte keinen Hexenschuss ich bin die Hexe, nein, auch das nicht, obwohl ich schon so eine gewisse Portion Sarkasmus und je nach dem, wen es trifft, ist dieser mit einer ordentlichen Portion Schadenfreude gewürzt. Bringt es das Alter mit, dass man Vieles gelassener sieht, einiges mentaler weniger gut zu ertragen ist, anderes dafür eher abprallt. Nein, es nicht das alter, genauso wenig wie weiße Haare weise machen, dagegen aber im Umkehrschluss auch ein Mensch mit braunen Haaren weise sein kann. Kommt ihr noch mit? Dann ist gut. Jung sein, hat nichts mit dem Alter zu tun, na gut, abgesehen davon, dass es mit mehr Lebensjahren etwas mehr zwickt und zwackt, so gibt es Alte, die jünger geblieben sind, als manche junge Menschen das je gewesen waren. Alter ist kein Garant für Reife, nur für einen in die Jahre gekommenen Körper, es gibt viele junge Menschen, die durch ihre Lebensumstände eine Reife haben, die manch Alte nie erreichen werden, weil ihr Zug dafür längst schon abgefahren ist. Worin liegt nun der Unterschied zwischen alt und jung? Natürlich gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied was die Körper angeht, aber die paar Schritte, die Junge schneller sind, sind wir ausdauernder, geduldiger, kommen auch ans Ziel, haben es nicht mehr eilig, es sein denn, dass da wer im Alter das Gefühl hat nur noch wenig Zeit zu haben und nun alles mit einem Schlag erledigen muss. Meine Schwiegermutter meinte immer sie müsse beginnen auszusortieren damit wir nicht zu viel Arbeit hätten. Das mag für viele Menschen in Ordnung sein, sein zu ordnen, für den Fall dass, ich meine heute noch warum sollte ich. Aber auch hier sind Menschen unterschiedlich. Wir konnten immer zu meiner Mutter kommen, egal ob an Fasching oder unter dem Jahr, wenn wir irgendetwas gebraucht haben zum Basteln, oder haben die Kinder mit ihren Jeans zu ihr geschickt, wenn an den Knien wieder ein Loch hatten, oder zu Fasching eine Verkleidung gebraucht hatten, egal was es auch immer war, meine Mutter hatte immer das, was wir gebraucht haben. Das war immer wie in einer Fundgrube, man hat immer genau das gefunden, was man gebraucht hat. Nein, bei mir ist das nicht unbedingt so, aber man kann hier mehr finden als bei meiner Schwester, die konsequent immer weggeworfen hat, was sie nicht mehr brauchte, natürlich nicht die absoluten Erinnerungsstücke, die wird sich auch aufbewahrt haben. Im Alter sieht man mehr nach, kann leichter abhaken, oder doch nicht? Doch ich denke schon, vielleicht ein wenig besser als in jungen Jahren, weil man weiß, dass man nichts erzwingen kann, man wird nachsichtiger, weil man weiß, dass man das Leben anderer nicht leben kann, gar nicht leben will, dass man manchmal etwas erst im Alter versteht, was man in jungen Jahren nicht durchblickt hat. Aber ist das ein Unterschied zwischen jung und alt.
Zugegeben, ich würde manchmal gerne 30 Jahre alt sein, nicht um den Schrott, den ich teilweise leben musste noch mal zu leben, nicht um das eine oder andere anders zu machen, das passt schon alles so, sondern nur des Gefühls der Jugend der Ausgelassenheit zu spüren und nicht dem Tod zuguckt, der irgendwo um das Quadrat in dem du lebst umkreist und nur deswegen nicht kommt, weil er gerade keinen Parkplatz findet. Sorry, wenn ich das so offen ausspreche, aber ich habe keine Probleme auch über diese Themen zu reden, weil er manchmal in manchen Situationen zum besten Freund des Menschen werden kann, aber das ist wieder ein anderes Thema, machen wir im nächsten November. Jetzt nicht, jetzt wird es bald Frühling, für den einen mehr und den anderen weniger und unabhängig vom Alter. Es ist nicht das Alter, das uns bremst oder voranschickt, die Jungend, die uns treibt oder hemmt. Es sind wir selbst, die bewirken, oder lassen, die voran gehen oder stehen bleiben, die handeln oder nicht, die genießen, die einfach nur leben.