Babybreiparty

Das war vielleicht eine schwere Geburt. Nein, nicht die meines Enkelkindes, sondern bis ich alle meine Freundinnen terminlich unter einen Hut gebracht habe, damit wir die Babybreie testen können. Erst machte eine noch schnell ein paar Tage Urlaub, dann hatte der Mann einer anderen Geburtstag, eine Schönheits-OP stand auch noch an, sowie die Einladung zu einer Feuerzangenbowle. Jetzt aber endlich war es so weit gewesen, ich habe sie alle zusammen bekommen. Na ja sie wussten alle nichts von Ihrem Glück, dass sie Babybreitesterinnen sein sollten, aber alle Überraschungen muss man ja bei einer Einladung nicht verraten.

Ihr erinnert Euch, ich habe die Firmen Hipp und Alete angemailt, dass ich als werdende Oma geradezu in der Pflicht bin, das zu testen, was meinem Enkelkind früher oder später gefüttert werden soll. Hipp rührte sich nicht, während Alete uns diese Babybreitestparty ermöglicht hat. Ich habe noch etwas Auswahl dazu gekauft und hatte ein rundes Menue zu bieten. Einfach so die Gläser auf den Tisch stellen, geht nicht und dass jede da eben mal mit dem Löffel reinfassen soll auch nicht. Nein, so leicht habe ich mir das nicht gemacht. Nicht bei diesen Frauen. Da muss alles ein klein wenig mit Hütteltüttel sein, schöne in sich passende und farblich abgestimmte Dekoration, hier ein Hüttel, da ein Tüttel eben. Etwas Dekoration in hellblau hier, etwas in rosa da, ein Rosenblatt hier, eins da. Wenn möglich alles ein klein wenig edler, als sonst.  Eine offizielle Babybreipartyeinladung hatten sie übrigens Wochen zuvor dankend abgelehnt. Na gut, wenn nicht so, dann auf einem anderen Weg.

Zugegeben ein klein wenig nervös war ich dann schon, weil ich mir nicht sicher war, sie reagieren würden. Auf der anderen Seite wissen sie, dass ich immer für eine Überraschung gut bin. Kam ich nicht mit meinem Abendtascheneimerchen in ein sehr gutes Restaurant, in dem die vegetarischen Gerichte unter dem linken Salatblatt zu finden waren? Mit tat an diesem Abend unsere einzige Vegetarierin leid, die fast noch hungrig vom Tisch hätte aufstehen müssen, hätte sie nicht von uns Salat und Beilagen haben können. Aber zurück zu meiner Breiparty. Natürlich habe ich, wie erwartet den Tisch edel gedeckt, mit Lüstern und Leuchtern, feiner Blumendeko in rosahellblau und weiß nicht was noch alles. Mein feinstes Porzellan, zuvor streifen- und tropfenfrei poliert, wie die Gläser auch. Was hab‘ ich geackert. Dann war es so weit.

Zuerst gab es einen Aperitif zu dem ich ein Amuse-Gueule reichte. Dieses bestand aus einem in Herzform ausgestochenen Stückchen Weißbrot mit einer veredelten Pastete, die natürlich auch vegetarisch vorhanden war, nebst einer kleinen Deko. Danach kam ein kleines Maronenschaumsüppchen mit Toast und einer ganz feinen, selbstgemachten Kräuterbutter. Alle fanden das wunderbar. Ich auch, denn jetzt ging das los.

Ich räumte die Suppenteller ab und holte aus dem Zimmer nebenan, die kleinen, vorbereiteten Puppenteller aus Porzellan. Wie der Zufall es so wollte, als ich kürzlich mal unterwegs war, stachen mir diese Puppenteller aus Porzellan, in einem Antiquitätenladen regelrecht ins Auge. Nachdem der Preis stimmte, schlug ich zu. Die waren der Hammer und verliehen dem Babybreitest diese gewisse Eleganz, nach der ich gesucht habe.  Es sollte an diesem Abend alles stilecht sein. Ich kredenzte einen kleinen Zwischengang Gemüse-Allerlei und Gemüse mit Sternchennudeln und Pute, das ich zuvor in einem Wasserbad gewärmt habe. Übrigens habe ich in meinem Probelauf ohne Gäste ein klein wenig einen Fehler gemacht, wie ihr auf dem Bild unschwer erkennen könnt. Welcher das gewesen war? Nein, das behalte ich lieber für mich, reicht schon, dass ich Euch das Bild zeige, dass der werdende Opa voll Freude von mir gemacht hat.

Zuerst verschlug es den Frauen regelrecht die Sprache, vor allem als sie bemerkten, dass sie mir auf den Leim gegangen waren. Ihr müsst Euch das so vorstellen: Angeregt durch den Aperitif, das Stillen des ersten Hungers war ein regelrechtes Schnattern in Gang gekommen. Mitten hinein, in die Erwartung des Roastbeefs, stellte ich die Teller mit dem Babybrei ab. Es trat schlagartige Stille ein, jeder schaute auf das Etwas vor sich. Mit Etwas meinte ich das Tellerchen, das in dem Platzteller regelrecht verschwand, davon aufgesogen wurde.

Was sollten sie in diesem Moment anderes tun, als es mit Humor zu nehmen? Wer nun denkt, dass sie sich zieren würden, der irrt gewaltig. Ohne mit der Wimper zu zucken, ergriffen sie das Puppengäbelchen mit dem Puppenmesserchen und legten los. Nun sind wir uns ja im Klaren darüber, dass wir als Erwachsene erst mal nachwürzen würden, was vollkommen auf Babys abgestimmt ist. Obwohl Salz und Pfeffer auf dem Tisch stand hat keine nachgewürzt. Danach gab es dann das versprochene Roastbeef, das schon im Ofen darauf wartete serviert zu werden.

Als kleinen Fruchtzwischengang, vor dem Dessert, bot ich verschiedene Fruchtsorten auf Abendbrei, wahlweise Grießbrei alles von Alete, an, was nun natürlich niemand mehr überrascht hat. Von den Fruchtbreien, insgesamt der Abteilung Süß, waren sie alle etwas mehr angetan, als vom herzhaften Genuss der Babybreie, was sicher wirklich nur daran liegt, dass Kinderbreie nicht gewürzt sind. Klar, dass die Männer, die ihre Frauen abgeholt haben, nicht daran vorbei kamen auch probieren zu müssen.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei Alete bedanken, ohne deren nette Gabe ich niemals auf die Idee gekommen wäre, eine Babybreiparty so zu gestalten, wie ich sie beschrieben habe. Danke sehr.

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