So war das…

Es ist geschafft! Es war ordentlich anstrengend, für mich mental von dem Moment an, als ich wusste, dass mein Baby sich auf den Weg ins Krankhaus gemacht hat, um ihr Baby zu bekommen. Die Geburt meiner Enkeltochter stand bevor. Ich habe ja selbst drei Kinder geboren, dennoch weiß ich nicht, wie es sich als werdende Mama anfühlt mit Wehen ins Krankenhaus zu fahren. Bei meinem ersten Kind wurde die Geburt eingeleitet und endete nach Stunden in einem Kaiserschnitt. Die beiden Mädchen waren von vorne herein als Kaiserschnitt geplant, weil es mir nicht möglich war Kinder auf normalem Weg zu gebären. Dieser Moment, den man erlebt, wenn das gerade geborene Kind auf den Bauch gelegt wird, der blieb mir immer versagt.

Meine Tochter fuhr in die Klinik, und Dank an den werdenden Papa, er hat uns, den werdenden Opa und mich mit Informationen versorgt, wann immer ihm das möglich war. Ihr könnt meine Gedanken nachvollziehen, als es für mein Gefühl nicht wirklich voran gegangen war. Ihr kennt alle den Ausdruck Kopfkino und das, ich schwör es Euch, das lief ohne Ende. Um vier Uhr in der Früh bin ich dann für zwei Stunden schlafen gegangen. Man kann einfach nicht länger schlafen, das geht nicht. Kopfkino, das ist, als würde man vor dem Fernseher einschlafen und wird dann durch die wechselnde Helligkeit und den Ton wieder wach. Man ist, vor allem, wenn man einiges selbst erlebt hat, schlicht und ergreifend nervös, man wird kirre. Der arme, werdende Opa, der obendrein gestern auch noch Geburtstag hatte, was zur Nebenhandlung wurde. Der Morgen zog sich hin wie Kaugummi, zäh und klebrig und alle Ablenkung, ich arbeite gerade an einem weiteren Roman, half nicht wirklich.

Dann kam der erlösende Anruf. Das Baby war da. Ich bitte um Verständnis, dass ich hier keine Einzelheiten wie Größe, Gewicht und Namen veröffentliche, nicht bevor die Eltern das nicht selbst getan haben und dass ein Mädchen ist, das wussten wir die ganze Zeit schon. Der gewordene Papa rief an und was soll ich sagen? Ich hatte den berühmten Knödel im Hals. Ihr kennt den alle und ich könnte gerade wieder heulen, während ich diese Worte schreibe. Der Plan war, dass ich erst dann in Klinik fahre, wenn die nunmehr erschöpfte Mama das haben wollte, ich halte nichts von dem Sturm der Verwandten ins Krankenhaus, zumal die Kinder heute immer im Zimmer bei der Mutter sind. Der Mutter ging es leider nicht so gut, wie man das gerne hätte. Als Mutter ist das kein Zustand, wenn  man sein eigenes Kind nicht sehen und fühlen kann und mutiert Frau zur rasenden Wildsau. Die Nachrichten aus dem Krankenhaus klangen für mich nicht prickelnd und wer selbst Mutter ist, der weiß, dass die rasende Wildsau in mir immer schneller gerast ist, bis ich das nicht länger ausgehalten habe und zu dem Opa gesagt habe, dass ich nun einfach hinfahren würde und wenn es nur für fünf Minuten ist. Ich musste mein Kind, die frisch gebackene Mama sehen, fühlen wie es geht. Der Opa meinte nur trocken, dass das aber auch Zeit wurde, er hätte es sehr lieber gesehen, wenn ich während der Nacht schon bei ihr gewesen wäre. So sind die Opas manchmal in ihren Gefühlen: vornehm zurückhaltend überlassen sie es in solchen Ausnahmesituationen sehr gerne, dass wir uns von dem Wohl unserer Kinder überzeugen. Ich glaube jede Mutter kann das nachvollziehen, dass man sich in solchen Momenten über alles hinwegsetzt.

Ich fuhr dann also ins Krankhaus, mein Herz pockerte bis zum Hals: Was würde ich vorfinden? Nicht, dass mein Schwiegersohn das nicht stemmen kann, aber auch er würde meinem Willen, mich selbst zu überzeugen nichts entgegensetzen. können. Bei der Information erfuhr ich, dass mein Kind inzwischen auf ihrem Zimmer sei. Hmm… dann sollte es ihr besser gehen, denn immer noch war sie den letzten Meldungen nach, zur Überwachung im Kreißsaal. Ich hochgefahren, leise, fast zaghaft an die Zimmertür geklopft. Gleich vorweg, sie war immer noch im Kreißsaal, wo Heerscharen von Verwandten nicht gerne gesehen werden, was nachvollziehbar ist. Ob eine Oma gerne gesehen wird Keine Ahnung, aber selbst eine Ärztin kann mich nicht aufhalten, kein Personal kann mir diesen Prüfblick verwehren. Man hatte das mal bei meinem Sohn versucht, ließ das aber bald sein. Ich also hinter dem frisch gebackenen Papa hergetappt und in den Kreißsaal gegangen. Da lag sie dann und nein ich beschreibe das nicht, auch nicht was in mir vorgegangen ist.

Ich bin dann geblieben, bis der Papa, der mal fix nach Hause gefahren ist, wieder zurück kam. Was macht man als frisch gebackene Oma? Man kümmert sich erst mal um sein eigenes Kind, hört zu, streichelt es, massiert es sanft dort, wo es Probleme hat. Meine Enkeltochter, ein wunderhübsches Baby, genauso hübsch wie meine erste Enkeltochter, ihr merkt schon, ich habe die hübschesten Enkelkinder der Welt , das ohne Wenn und Aber, die verpennte meine Anwesenheit, was erlaubt ist, denn ihr Weg in unsere laute, kalte, harte Welt, war für sie genauso beschwerlich, wie das für ihre Mutter anstrengend war.

Erst als ich gegangen bin, wurde meine Tochter aus dem Kreißsaal in die Obhut der Station übergeben. Ich konnte etwas beruhigt nach Hause fahren. Dann kam für mich noch das wunderbare Glück dazu: Ich habe in meinem FB-Kreis, ein Hoch auf Social Media, eine Hebamme, die wir vor unendlich vielen Jahren im Urlaub kennen gelernt haben, dann einen Urlaub gemeinsam geplant und gemacht haben, mit ihr und ihrer Familie sehr viel Spaß hatten, aber wie das so ist, wenn man nicht in einer Stadt lebt, man dividiert sich auseinander. Über Social Media haben wir uns wieder gefunden und miteinander kommuniziert. Mit ihr habe ich gestern Abend noch telefonieren dürfen, meine Liebe, hab Dank, dass Du mir diese Gelegenheit geboten hast, das hat mich dann vollends beruhigt, dass mein Kind bald wieder okay sein wird.

Wurde man in seinem Leben irgendwann mal Mutter oder Vater, so wird man das immer bleiben, man wird sich immer Sorgen machen, wird handeln, wenn man glaubt handeln zu müssen und das ohne Wenn und Aber, man muss lernen sich zurück zu halten, leidet dann still und stumm. Eltern zu sein, sein zu dürfen, das ist eine Gnade, keine Selbstverständlichkeit, das ist ein Gefühlsvertrag, der ein Leben lang hält und durch nichts zu zerstören ist, diese Liebe bleibt immer.

 

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2 Gedanken zu „So war das…

    • Liebe Sylvia,

      herzlichen Dank für Deine Glückwünsche.
      Ich habe das Gefühle heute zehn Jahre älter zu sein als gestern, das wird wieder. Ob
      natürlich die kleinen Falten, die ich, vor Sorge bekommen habe, durch mehr Schlaf wieder weggehen werden?
      Keine Ahnung ist auch wurscht egal, Hauptsache meinem Kind geht das gut und ihrem Kind auch.

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